Eintracht Frankfurt: Traumhaft

Aus dem Träumen kommen die Fans von Eintracht Frankfurt seit rund einem Jahr kaum mehr heraus. Doch ausgerechnet der Erfolgstrainer sorgte jüngst für einen unruhigen Wachzustand.

Niko Kovac, Trainer von Eintracht Frankfurt.

Am 27. Mai 2017 waren Frankfurts Kneipen verwaist. Nahezu jeden Eintracht-Fan zog es zum Pokalfinale nach Berlin. Und obwohl Borussia Dortmund durch ein 2:1 den Titel mit nach Hause nahm, hielt die Trauerphase in der Bankenmetropole nicht lange an. Nun, ein knappes Jahr später, fährt das Team wieder zum Endspiel in die Hauptstadt – diesmal gegen Bayern
München und als noch krasserer Außenseiter. Doch den Hessen ist in dieser Saison alles zuzutrauen.

Statt wilde Kämpfe um den Klassenerhalt abzuliefern, bissen sich die Frankfurter mit Chef-Trainer Niko Kovac in oberen Tabellenregionen fest. Dabei ähnelten die Transfertätigkeiten der Eintracht zuletzt eher denen im Eishockey oder Basketball, wo nicht selten beinaheganze Mannschaften ausgetauscht werden. Seit der Kroate am Main das Sagen hat, zählte er 32 Zu und 29 Abgänge, der Kader umfasst 17 Nationalitäten. Verständigungsprobleme? Fehlanzeige. Erst überwinterte die Mannschaft auf Rang acht, dann pirschte sie sich im Frühjahr dank der Liebe zum Zweikampf und schnellem Umschaltspiel zwischenzeitlich bis aufden dritten Platz vor.

Aus dem Favoritenschreck erwuchs ein Geheimfavorit auf die Champions League. Doch als Kovac Mitte April seinen Abschied in Richtung München verkündete, riss er die Anhänger aus den Träumen – und die Realität könnte am Ende nüchtern ausfallen. Zwar qualifizierte sich die Eintracht auf Schalke erneut für das Pokalfinale, doch in der Liga setzte es Niederlagen
gegen Bayer Leverkusen (1:4), Hertha BSC (0:3) und Kovacs zukünftigen Arbeitgeber (1:4). Der Königsklassen-Traum ist geplatzt, nun ist trotz des 3:0-Erfolgs zuletzt gegen den Hamburger SV selbst die Europa-League-Qualifikation in Gefahr. Rang sieben würde genügen – oder ein traumhafter Pokalsieg in Berlin.