Hamburger SV: Das lange Warten auf ein Erfolgserlebnis

Dass Uwe Seeler sich Sorgen um den HSV macht, ist beileibe keine neue Schlagzeile. Vielmehr titelten die Gazetten in der jüngeren Vergangenheit in aller Regelmäßigkeit, dass die Vereinslegende der Rothosen mit der Entwicklung rund um den Volkspark alles andere als zufrieden sei. In diesem Jahr scheint es den Bundesliga-Dino, der den Abstieg in die Zweitklassigkeit zuletzt mehrfach in buchstäblich letzter Sekunde noch abwenden konnte, nun zu erwischen.

Christian Titz, Trainer des Hamburger SV

Mit Christian Titz beschäftigen die Hanseaten bereits den dritten Chef-Trainer in der laufenden Serie. Der 47-Jährige löste nach sieben sieglosen Partien am 13. März Bernd Hollerbach ab, der wiederum erst am 22. Januar die Nachfolge von Markus Gisdol angetreten hatte.

Unter Titz spielen die Hamburger deutlich offensiver als zuvor. Doch auch der bisherige U23-Coach, der mit seiner Mannschaft in der Regionalliga Nord für Furore gesorgt hatte, brachte den schwächelnden Dino sportlich noch nicht wieder auf Kurs. Seine Bilanz: zwei Spiele, ein Punkt. Der letzte Sieg gelang am 26. November des Vorjahres, das ist mittlerweile 15 Spieltage her. Mit sechs Unentschieden und neun Niederlagen seit dem 3:0-Erfolg gegen Hoffenheim hat der HSV damit einen neuen Vereinsnegativrekord aufgestellt. Mit aktuell 19 Zählern aus 28 Spielen steckt der einstige Europapokalsieger ganz tief im Tabellenkeller fest.

Wir sprechen nicht über die Zweite Liga und werden solange unser Ziel vom Klassenerhalt verfolgen, bis es rechnerisch nicht mehr möglich ist.

Lewis Holtby

Hinzu kommen diverse Nebenkriegsschauplätze: Walace und Mergim Mavraj wurden degradiert und müssen bis auf Weiteres am Training der U23 teilnehmen. Und auch Kyriakos Papadopoulos stand kurz vor einer Suspendierung. Der Grieche, der bei Titz‘ Debüt nur auf der Bank saß, diktierte den Medienvertretern nach dem 1:2 gegen Hertha BSC in die Blöcke, dass der die Aufstellung des neuen Coaches nicht nachvollziehen könne. Nach einer Aussprache zwischen Trainer und Spieler gehört der Verteidiger aber weiterhin zum Team. „Wir wissen, dass Kyriakos ein sehr emotionaler Spieler ist und auch sehr viel Jähzorn in sich hat, was grundsätzlich eine gute Eigenschaft ist für ein Fußballspiel“, so Titz.

Immerhin: Das jüngste 1:1 beim VfB Stuttgart bewerten die HSV-Profis als Teilerfolg, der die Mannschaft weiterhin an den Klassenverbleib glauben lässt. „Das Unentschieden ist schon etwas wert. Wir haben das Spiel nicht verloren und haben über 43 Minuten sehr gut dominiert“, stellt Andre Hahn fest. „Jeder Punkt tut uns gerade tut“, sagt der Ex-Schalker Lewis Holtby und fügt hinzu: „Wir sprechen nicht über die Zweite Liga und werden solange unser Ziel vom Klassenerhalt verfolgen, bis es rechnerisch nicht mehr möglich ist.“ Bei noch sechs ausstehenden Partien beträgt der Rückstand bis zum rettenden Ufer sieben Zähler. Allerdings hat der HSV ein deutlich schlechteres Torverhältnis als Wolfsburg und Mainz. Diese beiden Clubs, die punktgleich auf den Rängen 15 und 16 liegen, gilt es im Endspurt noch abzufangen.

Wenn rund um den Volkspark nicht noch ein Wunder geschieht, wird sich Uwe Seeler wohl mit dem ersten Abstieg der Vereinsgeschichte anfreunden müssen. „Es ist sehr traurig. Wir haben Zeit genug gehabt, eine neue Mannschaft aufzubauen“, sagte der Ehrenspielführer der deutschen Nationalelf unlängst. Eines aber ist gewiss. Uwe Seeler würde seinem Verein auch im Unterhaus die Treue halten. „Bei mir gilt: einmal HSVer, immer HSVer, auch in der 2. Liga“, so der 81-Jährige.

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