Hannover 96: Aus dem Takt

In der zweiten Spielzeit nach der Rückkehr in die Bundesliga will Hannover 96 am Lautstärkeregler drehen, vernimmt nun jedoch sportliche Störgeräusche.

Michael Esser

Misstöne waren in Niedersachsen in der vergangenen Saison des Öfteren abseits der Mannschaft zu hören: Stimmungsboykott der Ultras als Reaktion auf die Clubpolitik und die Haltung von Präsident Martin Kind zur 50+1-Regel sowie das Kokettieren von Manager Horst Heldt mit Angeboten vom 1. FC Köln und VfL Wolfsburg.

Einen Hörsturz verursachte das Grundrauschen auf der Mission Klassenerhalt aber nicht. Mit Rang 13 wiesen die Hannoveraner ihre Ligatauglichkeit relativ souverän nach. Vielleicht zündet die Euphorie auch nur ein wenig verspätet. Heldt ist trotz aller Fremdflirts noch immer bei 96. Und die Fans? Beendeten ihr Schweigen und bringen die Kurve wieder zum Klingen.

Teilerfolge gegen Bremen, Dortmund und Leverkusen

Klangvoll waren auch die Namen der Duellanten, gegen die Teilerfolge gelangen: die überzeugenden Leistungen gegen Werder Bremen (1:1), Borussia Dortmund (0:0) und Bayer Leverkusen (2:2) sorgten für anerkennendes Raunen bei der Konkurrenz. Zuvor hatten die Anhänger ihr Team allerdings lange lautstark anfeuern müssen, ehe am 6. Oktober gegen den VfB Stuttgart der erste Saisonsieg (3:1) befreiende Wirkung entfaltete.

Ausbaufähig ist der Punkteschnitt trotz des anspruchsvollen Startprogramms jedoch allemal, erst recht nach der jüngsten 1:2-Heimniederlage gegen den FC Augsburg. Zuletzt folgte obendrein das Aus im DFB-Pokal vor eigenem Publikum gegen den VfL Wolfsburg (0:2). Das Gesicht des niedersächsischen Ball-Orchesters hat sich im Sommer gewaltig verändert: Neun Spieler verließen den Club, darunter Topkräfte wie Salif Sane und Felix Klaus. Dass es mit einem halben Dutzend neuer Akteure – beispielsweise Angreifer Bobby Wood, Genki Haraguchi oder der einstige Kreisliga-Kicker Hendrik Weydandt – potenziell zu Harmonieproblemen kommen kann, liegt in der Natur der Sache. Gänzlich gebannt ist die Gefahr von verhunzten Tönen also noch nicht.

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