SC Freiburg: Grenzgänger

Einen Felsbrocken bergauf rollen, mit bloßen Händen, immer und immer wieder: die Strafe der griechischen Götter für den tragischen Helden Sisyphos. Christian Streich dürfte sich ähnlich fühlen.

Christian Streich

Auch der Chef-Trainer des SC Freiburg beginnt Saison für Saison von vorne. Seine Aufgabe: eine bundesligareife Mannschaft formen, mit wenig Geld, immer und immer wieder. Zuletzt im vergangenen Sommer, als die Borussen aus Dortmund und Mönchengladbach für Maximilian Philipp und Vincenzo Grifo insgesamt rund 26 Millionen Euro Ablöse berappten, heutzutage eine relative Summe. Mit den Offensiven verließ nach einer der besten Spielzeiten der Vereinsgeschichte nicht nur entscheidende individuelle Klasse den Breisgau, sondern wie so oft auch der größte Freiburger Trumpf: die Eingespieltheit.

Der Tabellensiebte der Vorsaison scheiterte in der Europa-League-Qualifikation am slowenischen Pokalsieger NK Domzale und blieb in den ersten sechs Ligaspielen sieglos. Die Reaktion? Völlige Ruhe. Typisch für den Sport-Club, seitdem Christian Streich 2011 das Traineramt übernommen hat. Zusammen mit Vorstand Jochen Saier achtet er bei der Auswahl der Zugänge vor allem auf Stressresistenz, Lernbereitschaft und soziale Intelligenz. „Gerade in Phasen, in denen es schlecht läuft, müssen die Spieler stabil sein“, betont Saier. „Die Lampen müssen leuchten.“

Die Jungs rennen sich die Hacken wund.

Christian Streich

Seit dem siebten Spieltag brennen sie. So entwickelten die Freiburger eine erstaunliche Widerstandskraft, holten mit nur 26 Toren, dem niedrigsten Ballbesitzanteil, aber dank der besten Laufleistung aller Mannschaften 30 Punkte. „Die Jungs rennen sich die Hacken wund“, erklärte Streich und glaubte, andernfalls hätte sein Team maximal 18 Zähler.

Doch die kraftraubenden Auftritte hinterlassen in Verbindung mit vielen Verletzten Spuren. Die Dauerläufer schleppten sich nach nur einem Tor und Punkt aus den jüngsten drei Partien in die Länderspielpause. Expertenverweise auf fehlenden Esprit sowie eine zu stark von der Standardstärke und dem Torriecher Nils Petersens abhängige Agenda konterte Streich: „Es geht nur um den Klassenerhalt. Und dafür werden wir noch siebenmal an unsere Grenze gehen.“

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