VfL Wolfsburg: Die Trendwende muss her

Zum zweiten Mal in Folge rettete sich der VfL Wolfsburg Ende Mai in der Relegation vor dem Abstieg. Die Niedersachsen haben eigentlich größere Ansprüche. Für die neue Saison haben sich die Wölfe deshalb auf und neben dem Platz neu aufgestellt. Es muss einfach besser werden.

Bruno Labbadia

Bereits der Auftakt gegen Dortmund ließ nichts Gutes für die Saison 2017/2018 erahnen: Mit 0:3 gingen der VfL damals im eigenen Stadion unter. Drei Spieltage später warf man Trainer Andries Jonker über Bord, sein Nachfolger Martin Schmidt strich nach 23 Spieltagen die Segel. Also übernahm Feuerwehrmann Bruno Labbadia. Zwar konnte auch er nicht sofort das Ruder herumreißen. Am Ende lotste der 52-jährige den VfL aber auf Tabellenplatz 16 und über den Umweg der Relegation gegen Kiel zum erneuten Klassenerhalt.

Arbeit - Fußball - Leidenschaft

Jetzt müssen die Niedersachsen beweisen, dass sie aus den Pleiten der vergangen zwei Jahre gelernt haben. Labbadia nimmt dafür die Mannschaft in die Pflicht und will eine neue Mentalität aufbauen. Sowohl Mannschaftsrat als auch Kapitän ließ er vom Team wählen. Undiszipliniertheiten werden konsequent mit Geldstrafen oder anderen Maßnahmen geahndet: „Manchmal ist es viel wirksamer, wenn Spieler zusammen mit unserem Zeugwart die Trainingskleidung verteilen müssen. Das macht keinem Spaß – außer den Kollegen“, erklärt Labbadia. So will der 52-jährige das Vereinsmotto „Arbeit – Fußball – Leidenschaft“ mit Inhalt füllen.

Manchmal ist es viel wirksamer, wenn Spieler zusammen mit unserem Zeugwart die Trainingskleidung verteilen müssen. Das macht keinem Spaß – außer den Kollegen.

Bruno Labbadia

Ihren Kader haben die Wölfe über den Sommer punktuell verstärkt: Über links kommt jetzt Außenverteidiger Jerome Roussillon (HSC Montpellier), auf der anderen Seite spielt Rechtsaußen Felix Klaus (Hannover 96). Mentalitätsspieler wie Daniel Ginczek aus Stuttgart und Wout Weghorst (AZ Alkmaar) bilden die neue Offensive. Sie gelten als größte Hoffnungsträger und sollen den zahnlosen Wölfen zu altem Biss verhelfen.

Frischer Wind und neues Personal

Das Umdenken setzt auch neben dem Platz ein: Mit Marcel Schäfer als neuem Sportdirektor gewinnt der Verein eine echte Identifikationsfigur zurück. Der langjährige VfL-Profi wird Geschäftsführer Jörg Schmadtke unterstützen, den neuen starken Mann in Wolfsburg. Direkt wieder an die alten Erfolge unter Hecking anzuknüpfen, wäre vermessen. Ein einstelliger Tabellenplatz würde dem Vizemeister und Pokalsieger von 2015 fürs Erste schon reichen.

Auf lange Sicht zielt der VfL aber höhere Tabellenregionen an. Das weiß auch Schmadtke: „Wenn der weltgrößte Autobauer dein Mutterkonzern ist, kannst du nicht jedes Jahr in der Relegation landen oder Platz 14 verteidigen.“ Mit Frank Witter ist ein VW-Manager neuer Aufsichtsrat-Chef geworden. Auch wenn der ehemalige Zweitligaspieler bereits angekündigt hat, nicht im Tagesgeschäft des VfL herumfummeln zu wollen.

Wenn der weltgrößte Autobauer dein Mutterkonzern ist, kannst du nicht jedes Jahr in der Relegation landen oder Platz 14 verteidigen.

Jörg Schmadtke

Die ersten Signale sind vielversprechend: Das Testspiel gegen den Champions League-Teilnehmer SSC Neapel gewann der VfL souverän mit 3:1. Bei ihrem Pflichtspielauftakt mussten sich die Wolfsburger wiederum etwas mühen: Dank eines glanzlosen 1:0-Siegs über die SV Elversberg zogen die Wölfe in die zweite Pokalrunde ein. Die Knappen sind also gewarnt. Denn eines ist klar: Nach zwei erfolgslosen Jahren werden die Wolfsburger alles daran setzen, mit einem Sieg in die neue Saison zu starten.