VfL Wolfsburg: Der Traum von Europa lebt noch

Elf Pflichtspiele am Stück war der VfL Wolfsburg zwischen dem 1. Oktober 2022 und dem 28. Januar 2023 ungeschlagen geblieben. Die Aufholjagd auf die Konkurrenten um die europäischen Plätze in der Bundesliga startete auf Rang 17. Dass die Niedersachsen derzeit nicht über den siebten Tabellenplatz hinaus klettern können, liegt an der kleinen Ergebniskrise der vergangenen Wochen: Neben dem DFB-Pokal-Aus im Stadion An der Alten Försterei bei Union Berlin mussten die Wölfe zuletzt zwei Niederlagen in der Liga gegen Aufsteiger Werder Bremen und Spitzenreiter Bayern München einstecken.

Niko Kovac

Nach dem holprigen Saisonstart mit nur fünf Punkten aus den ersten sieben Spielen ist es Chef-Trainer Niko Kovac gelungen, das Ruder auf beeindruckende Art und Weise herumzureißen. Schon länger darf in Wolfsburg wieder von Europa geträumt werden, mit dem Abstiegskampf bekommt es der Deutsche Meister von 2009 in dieser Spielzeit mit sehr großer Wahrscheinlichkeit nicht mehr zu tun. Ins Stimmungsbild passte da der Start in das neue Kalenderjahr mit gleich zwei Kantersiegen innerhalb von vier Tagen.

Sowohl beim 6:0 in der Volkswagen Arena gegen den Sport-Club aus Freiburg als auch beim 5:0-Auswärtssieg bei Hertha BSC präsentierte sich der VfL im Stile einer echten Spitzenmannschaft, agierte dominant und eiskalt vor dem gegnerischen Tor. Entsprechend zuversichtlich zeigte sich Kovac auch nach dem Auswärtsspiel in Berlin: „Wenn wir alle gesund bleiben, hat diese Mannschaft alle Fähigkeiten, um unser Ziel, international zu spielen, zu erreichen.“

Nur ein Neuzugang im Winter

Dass das Trainerteam und die Verantwortlichen in Wolfsburg sowohl mit der Qualität der einzelnen Spieler als auch der Kadertiefe überaus zufrieden sind, lässt sich auch an der ruhigen Winter-Transferperiode ablesen. Mit Jérôme Roussillon (Union Berlin), Maximilian Philipp (Werder Bremen) und Josip Brekalo (AC Florenz) wurden ausschließlich Spieler abgegeben, die in der Saison 2022/2023 nur eine sportliche Nebenrolle für die Grün-Weißen spielten: Roussillon sammelte als Einwechselspieler 18 Einsatzminuten in der Bundesliga, Brekalo durfte sechs Partien unter seinem Landsmann Kovac absolvieren und Philipp wurde dreimal eingewechselt.

Wenn wir alle gesund bleiben, hat diese Mannschaft alle Fähigkeiten, um unser Ziel, international zu spielen, zu erreichen.

Niko Kovac

Deutlich mehr Spielpraxis soll der einzige Neuzugang Nicolas Cozza für die Wölfe sammeln. Der 24 Jahre alte Linksverteidiger, der den Kaderplatz von Roussillon einnimmt, bestritt für seinen Ex-Verein Montpellier HSC 99 Spiele in der französischen Ligue 1. Marcel Schäfer, nach dem lange feststehenden Abschied von Jörg Schmadtke neuer Geschäftsführer Sport beim VfL, stellte ihn als „vielseitig einsetzbaren und entwicklungsfähigen Spieler“ vor. Bisher wartet der Franzose noch auf sein Pflichtspieldebüt im neuen Trikot, sicherte sich am Sonntag (5.2.) bei der 2:4-Heimniederlage gegen Bayern München aber erstmals einen Platz im Kader.

Für engagierten Auftritt nicht belohnt

Von der Bank aus konnte Cozza beobachten, wie seine neuen Mitspieler dem Rekordmeister mit einer engagierten Leistung mutig die Stirn boten. Trotz eines frühen 0:3-Rückstandes nach 19 Minuten gaben sich die Gastgeber nicht auf, ließen für einen Punktgewinn aber zu viele Gelegenheiten liegen. Bayern-Coach Julian Nagelsmann war sich nach Abpfiff sicher: „Wir haben aus den ersten drei Chancen drei Tore gemacht, da lief alles für uns, Wolfsburg war in der Phase eigentlich auf dem gleichen Niveau.“

An dieses Niveau wollen die Niedersachsen beim Flutlichtspiel in der VELTINS-Arena anknüpfen, um die Serie von zuletzt drei Pflichtspiel-Niederlagen in Folge in Vergessenheit geraten zu lassen und mit einem Auswärtssieg endlich auch den sechsten Tabellenplatz anzugreifen. Schalkes Chef-Trainer Thomas Reis, der von 2016 bis 2019 die U19 des VfL Wolfsburg verantwortete, wird allerdings etwas dagegen haben …