Werder Bremen: Attacke

Der beste Saisonstart seit sieben Jahren hat beim SV Werder Bremen die Erinnerung an wohlige Europapokal-Nächte geweckt. Noch aber sind die Verantwortlichen vorsichtig.

Florian Kohfeldt

Eine „Momentaufnahme“, „bescheiden bleiben“, „langer Weg“: Chef-Trainer Florian Kohfeldt bemüht die branchenüblichen Versatzstücke, um sich und dem entzückten grün-weißen Umfeld trotz Rang vier nach sieben Spieltagen Bodenhaftung zu verordnen. Dass diese verloren gehen könnte, schien vor nicht einmal zwölf Monaten undenkbar, als der SVW wie so oft in den vergangenen Jahren im Tabellenkeller klebte. Kohfeldt folgte auf Alexander Nouri, war allerdings zunächst mehr Interimslösung als Kandidat mit Perspektive. Doch der vorherige U23-Coach löste die Verunsicherung und lässt Werder seitdem stürmen. Nicht kopflos, sondern strukturiert. Und bemerkenswert flexibel.

Defensiv passen sich die Bremer dem Gegner an, wechseln während der Partien gerne zwischen hohem Pressing und passiverer Konterausrichtung. Im eigenen Aufbau folgen dem typischen schnellen Vertikalspiel seit dieser Saison zusätzlich lange Ballbesitzphasen. Eine Taktik, die zugeschnitten ist auf spielstarke Stürmer wie Max Kruse sowie Davy Klaassen und Maximilian Eggestein als nachrückende Achter. Geht der Plan auf, ist Werder kaum zu fassen – wie bislang neun verschiedene Bundesliga-Torschützen beweisen.

Abkehr vom harten Sparkurs

Den Wandel an der Weser moderiert der ehemalige Keeper Kohfeldt so angenehm unaufgeregt wie einst ein Mann, unter dem der Verein seine jüngste Blütezeit erlebte: Thomas Schaaf, mittlerweile als Technischer Direktor auch zuständig für die Spielphilosophie des Vereins. Diese sieht vor, dass die Lust aufs Gewinnen größer sein soll als die Angst vorm Verlieren. Also: Attacke. Dafür brauchte die Vereinsführung im Sommer ebenfalls Mut. Manager Frank Baumann verließ den harten Sparkurs und verantwortete unter anderen den Rekordtransfer von Klaassen.

Wohin der neue Werder-Weg führt? „Wir werden mit unserem Angriffsfußball auch mal scheitern“, sagt Kohfeldt. „Aber die Erwartungen dürfen maximal hoch sein.“