1. FC Schweinfurt 05: Das Klopfen wird lauter

Die erfolgreichen Zeiten des 1. FC Schweinfurt 05 liegen so weit zurück, dass sie kaum ein Anhänger selbst erlebt haben dürfte. Nach turbulenten Jahren hat es der Verein nun aber wieder vor die Tür zum Profifußball geschafft.

Timo Wenzel Trainer FC Schweinfurt 05

Ein Dienstagabend im Oktober 2017 weckte Erinnerungen, die bei den meisten Anwesenden gar nicht vorhanden gewesen sein dürften. Ein mit 15.000 Zuschauern ausverkauftes Stadion und ein aufopferungsvoll kämpfendes Team, das sich gegen einen Bundesligisten lange Zeit auf Augenhöhe präsentierte: Jahrzehntelang mussten die Anhänger des 1. FC Schweinfurt 05 auf solch ein Spiel wie das in der zweiten Runde des DFB-Pokals gegen Eintracht Frankfurt warten. Schon der 2:1-Sieg über den SV Sandhausen in Runde eins hatte den Fans und Verantwortlichen Lust auf mehr gemacht.

Im Kreise der besten Fußballvereine Deutschlands

Lust auf sportliche Erfolge, die der Club in den 30er und 40er Jahren des vergangenen Jahrhunderts feiern durfte. Als Meister der Gauliga Bayern nahmen die „Schnüdel“ zweimal an der Endrunde zur deutschen Fußballmeisterschaft teil. Mit Albin Kitzinger und Andreas Kupfer hatten sie zwei der weltbesten Außenläufer in ihren Reihen. Hinzu kam das Pokalhalbfinale 1936, in dem Schweinfurt gegen den FC Schalke 04 mit 2:3 den Kürzeren zog. Ein Wiedersehen sollte es 1954 geben, diesmal im Achtelfinale, allerdings mit selbem Ausgang (1:0 für Schalke im Wiederholungsspiel).

Erst die zweite Halbzeit gegen Eintracht Frankfurt zeigte, dass die 05er von diesen Zeiten noch ein Stück entfernt sind. Am Ende der ersten Pokalteilnahme seit 15 Jahren hieß es 0:4 gegen den späteren Titelträger. Dennoch klopft der heutige Regionalligist nach sportlich wie finanziell tristen Jahren inzwischen wieder an die Tür zum Profifußball, von der er im Jahr 2005 – ausgerechnet zum 100-jährigen Vereinsjubiläum – meilenweit entfernt war.

Lizenzentzug und Insolvenz führen zu Zwangsabstiegen

Zwei kurze Abstecher in die 2. Bundesliga – 1990/1991 unter Werner Lorant mit zwei Niederlagen gegen den S04 sowie 2001/2002 – sollten die letzten Höhepunkte für längere Zeit darstellen. 2004 folgte schließlich der Super-GAU: Verweigerung der Regionalligalizenz, Insolvenzverfahren, ein Zwangsabstieg folgte auf den anderen. Beim Neustart in der fünftklassigen Landesliga Nord verloren sich 2005 nur noch rund 600 Zuschauer ins Schweinfurter Stadion, dessen 1936 erbaute Haupttribüne inzwischen unter Denkmalsschutz steht und zu dessen Eröffnungsspiel die Knappen als amtierender Deutscher Meister zu Gast waren.

Abstiegskampf ist nicht genug

Eingeleitet wurde der Aufschwung 2008 durch den Einstieg von Markus Wolf als Hauptsponsor, zwei Jahre später wurde der Möbelunternehmer zudem Vorstandsvorsitzender des Vereins, der für ihn „eine Herzenzangelegenheit“ ist. Der entscheidende Schachzug gelang ihm 2012 mit der Verpflichtung von Trainer Gerd Klaus, der die Unterfranken zurück in die Regionalliga Bayern führte. Nach drei Jahren im Abstiegskampf stellte Wolf eine grundsätzliche Frage nach der Zukunft des Vereins: „Entweder du spielst weiterhin in dieser Liga, dann aber gegen den Abstieg, was auch sehr viel Geld kostet. Oder du sagst, dass der FC Schweinfurt als Traditionsverein Möglichkeiten hat. Wir versuchen es jetzt mal zwei oder drei Jahre, investieren und schauen, ob wir oben angreifen können.“

Der Schaffung von professionellen Strukturen, zu denen auch ein mehrfach ausgezeichnetes Nachwuchsleistungszentrum gehört, ging im Jahr 2016 bereits die Ausgliederung der ersten Mannschaft in eine GmbH voraus. Nachdem die vergangene Saison hinter 1860 München und der Reserve von Bayern München auf Platz drei abgeschlossen wurde, soll es nun hoch hinaus gehen. „Wir haben den Plan, in naher Zukunft in die 3. Liga aufsteigen zu wollen. Und ich denke, dieses Ziel werden wir auch erreichen“, äußert Wolf die Ambitionen. Als Meister der Regionalliga Bayern müsste der Verein allerdings – vorerst zum letzten Mal – noch Aufstiegsspiele bestreiten.

Wir haben den Plan, in naher Zukunft in die 3. Liga aufsteigen zu wollen. Und ich denke, dieses Ziel werden wir auch erreichen

Markus Wolf

Nächster Anlauf mit neuen Impulsen

Trotz der erfolgreichen Vorsaison verkündete Trainer Klaus schon frühzeitig sein Ausscheiden zum Saisonende, er wechselte auf den Posten des Sportdirektors – „um dem Verein neue Impulse zu verleihen.“ Sein Nachfolger auf der Bank ist der bislang weitgehend unerfahrene Timo Wenzel, immerhin war der 40-Jährige für den VfB Stuttgart und den 1. FC Kaiserslautern in der Bundesliga aktiv. Auf Einsätze in Deutschlands höchster Liga kommen auch Ronny Philp (für den FC Augsburg) und Florian Trinks (Werder Bremen und Greuther Fürth), die vom 1. FC Heidenheim respektive vom Chemnitzer FC ins Frankenland wechselten. Ebenfalls neu kam Stefan Kleineheismann vom Halleschen FC, der die Erfahrung von 222 Drittligaspielen vorweisen kann. Zudem haben die Schnüdel mit Adam Jabiri den Torschützenkönig (28 Treffer) der vergangenen Regionalligasaison unter Vertrag.

Mit vier Treffern hat der 34-Jährige auch großen Anteil daran, dass die 05er nach sechs Spieltagen in der neuen Saison ungeschlagen auf Platz zwei stehen. Dank der Titelverteidigung im bayrischen Landespokal gegen die SpVgg Bayreuth darf der Verein nun erneut auf ein volles Stadion im DFB-Pokal hoffen. Es soll ein Vorgeschmack auf die Zukunft sein. Schließlich hoffen Fans und Verantwortliche, dass das Klopfen an die Tür zum Profifußball sehr bald erhört wird.