Enthüllung der Gedenktafel am Wildenbruchplatz

Am kommenden Donnerstag (27.1.) jährt sich zum 80. Mal die Deportation von mehr als 500 Juden aus Gelsenkirchen nach Riga. Ca. 450 von ihnen wurden bis Ende des Zweiten Weltkriegs ermordet. Zur Erinnerung an die verschleppten Mitbürger wird an diesem Tag eine Gedenktafel, die von einer von S04-Fans gegründeten „Arbeitsgruppe“ entworfen wurde, am Wildenbruchplatz in der Nähe des Gelsenkirchener Hauptbahnhofs enthüllt.

Wildenbruchplatz

Hier befand sich 1942 eine große Ausstellungshalle, in welcher die Menschen über Tage auf engstem Raum zusammengepfercht wurden. Die geplante Gedenkveranstaltung muss aufgrund der pandemischen Lage zu einem späteren Zeitpunkt stattfinden. Das haben alle beteiligten Gruppen und Institutionen – Fans, jüdische Gemeinde Gelsenkirchen, Stadt Gelsenkirchen, Schalker Fanprojekt und der FC Schalke 04 – schweren Herzens, aber einvernehmlich beschlossen.

Mit der Gedenktafel schafft die Stadt Gelsenkirchen auf Initiative der Arbeitsgruppe Wildenbruchplatz an diesem Jahrestag einen Ort der Erinnerung: In der Nähe des Verwaltungsgebäudes der Straßenbaubehörde Straßen.NRW (Navigationsadresse: Wildenbruchplatz, 45888 Gelsenkirchen) errichtet sie die Gedenktafel, die an die deportierten Mitbürger erinnert. Über 350 von ihnen kamen aus Gelsenkirchen, dazu weitere Mitbürger vor allem aus Recklinghausen, aber ebenso aus Bocholt, Bottrop, Castrop-Rauxel, Datteln, Dorsten, Gladbeck, Haltern, Herten, Lembeck, Marl, Lüdinghausen, Münster und Selm. Sie wurden in den frühesten Morgenstunden des 27. Januars 1942 bei Temperaturen von minus 10 Grad und kälter in den Zug in Richtung Osten gezwungen. Fünf Tage dauert die Fahrt, schon unmittelbar nach der Ankunft in Riga beginnt das Morden.

Unermessliches Leid sichtbarer machen

Nach einer von Fanprojekt und Schalke 04 durchgeführten Gedenkstättenfahrt zum Konzentrationslager Auschwitz entstand bei teilnehmenden S04-Anhängern der Wunsch, das unermessliche Leid der Gelsenkirchener Juden sichtbarer zu machen. Sie haben sich mit Mitarbeitern des Schalker Fanprojekts und des FC Schalke 04 sowie in Kooperation mit Historikern des Instituts für Stadtgeschichte Gelsenkirchen (ISG) auf Spurensuche der größten Deportation von Gelsenkirchener Juden gemacht und das Schicksal der entrechteten Menschen aufgearbeitet.

Der 27. Januar ist ebenso der internationale Tag des Gedenkens an die Millionen Opfer des Nationalsozialismus. Er bezieht sich auf die Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau durch russische Soldaten am 27. Januar 1945.