Malick Thiaw: Aus jedem Training das Beste herausholen

Der 5. Juli 2020 ist ein ganz besonderer Tag im Leben von Malick Thiaw – denn an diesem Tag unterzeichnete der Knappenschmiede-Absolvent seinen ersten Profivertrag. Das Arbeitspapier hat bis zum 30. Juni 2024 Gültigkeit. Im Interview mit schalke04.de spricht der 19-Jährige unter anderem über seine Träume, seine Ziele und seine Vielseitigkeit.

Malick Thiaw

Malick, hinter dir liegen etwas mehr als drei Wochen Vorbereitung. Wie schwer sind die Beine?
Natürlich ist man abends richtig müde, wenn man tagsüber hart trainiert hat. Aber das ist kein Problem für mich. Wir sind in der Vorbereitung, da gehören schwere Beine dazu.

Gibt es Tage, an denen du abends einfach nur noch ins Bett willst?
Da gab es bislang schon einige (schmunzelt). Gerade nach den intensiven Läufen mit Werner Leuthard. Danach benötige ich stets etwas Erholung, um den Akku wieder aufzuladen. Ich fühle mich insgesamt aber sehr gut und merke, dass mir das Training guttut.

Du trägst die Rückennummer 33. Hat diese Zahl eine besondere Bedeutung für dich?
Ich habe sie nicht bewusst ausgesucht: Die Rückennummer wurde mir in der Vorsaison zugeteilt, weil sie frei war. Aber sie gefällt mir sehr gut.

Als U19-Spieler durftest du in der Winterpause bereits erste Trainingslager-Luft schnuppern. Waren die Tage in Fuente Alamo für dich noch einmal ein Stück weit zusätzliche Motivation auf dem Weg nach oben?
Auf jeden Fall. Es war eine spannende Woche, die mich in meiner Entwicklung noch einmal ein Stück vorangebracht hat. Zudem war es schon damals ein schönes Gefühl, dass mich die Mannschaft ab der ersten Sekunde an mit offenen Armen aufgenommen hat.

Dass ich tatsächlich mein erstes Bundesligaspiel absolvieren durfte, habe ich kurz nach dem Abpfiff noch gar nicht richtig realisieren können.

Malick Thiaw

Kurz vor der Corona-Pause hast du beim 1:1 gegen die TSG 1899 Hoffenheim deine Premiere in der Bundesliga gefeiert. Es waren zwar nur ein paar Minuten, aber dennoch ein ganz besonderer Augenblick. Konntest du an diesem Abend einschlafen?
Dass ich tatsächlich mein erstes Bundesligaspiel absolvieren durfte, habe ich kurz nach dem Abpfiff noch gar nicht richtig realisieren können. Da habe ich schon ein paar Stunden benötigt, schließlich war für mich damit ein Kindheitstraum in Erfüllung gegangen. Schlafen konnte ich schon – aber kurz, bevor mir die Augen zugefallen sind, hatte ich noch einmal alle Bilder des Nachmittags im Kopf.

Wie viele Nachrichten per SMS und Whatsapp oder über die sozialen Netzwerke hast du nach deinem Debüt erhalten?
Ich habe sie nicht gezählt. Aber es waren, sehr, sehr viele. Und ich war für jede einzelne Nachricht dankbar. Es ist ein schönes Gefühl, dass sich viele Menschen, die mir wichtig sind, mit mir gefreut haben.

Gab es einen Glückwunsch, der dir besonders viel bedeutet hat?
Natürlich die Worte meiner Eltern, die gesagt haben, wie stolz sie auf mich sind. Auch eine Nachricht von Norbert Elgert, meinem U19-Trainer, hat mich sehr gefreut. Er hatte sich bereits kurz nach dem Schlusspfiff gemeldet.

Malick Thiaw

Vor einigen Monaten war Norbert Elgert im Schalke 04 Podcast zu Gast und hat unter anderem über die Entwicklung von jungen Spielern gesprochen. Dabei nannte er auch deinen Namen. Was macht die Arbeit von Norbert Elgert aus deiner Sicht so erfolgreich?
Ich habe ihm sehr, sehr viel zu verdanken. Und ich denke, damit kann ich auch für viele andere Jungs sprechen. Es ist beeindruckend, dass Herr Elgert es Jahr für Jahr schafft, U19-Spieler an den Profibereich heranzuführen. Gründe für seine erfolgreiche Arbeit gibt es mehrere. Mir haben vor allem viele gute Gespräche geholfen. Er hat mir stets sehr direkt gesagt, was mir noch fehlt, was ich noch verbessern muss – daran hat er dann an mir gearbeitet. Der Coach hatte den Anspruch, dass wir aus jedem Training das Beste herausholen. Darüber hinaus hat er uns auch gelehrt, dass wir nach ein paar guten Spielen nicht mit uns zufrieden sein sollen. Vielmehr war es ihm immer wichtig, weiter Gas zu geben. Herr Elgert hat uns Tag für Tag gepusht.

Was war für dich in den vergangenen Wochen und Monaten im Training die größte Umstellung?
Das Spiel ist noch einmal schneller als in der U19. Aber ich habe mich schnell daran gewöhnt, für mich stellt das kein Problem dar. Ich genieße jede einzelne Sekunde, arbeite aber gleichzeitig auch sehr hart.

Mit Benjamin Stambouli, Salif Sané und Matija Nastasic stehen drei Innenverteidiger im Kader, sie sehr erfahren sind. Auch Ozan Kabak hat trotz seines noch jungen Alters schon viele Spiele im Profibereich absolviert. Geben die vier dir Tipps, um dein Spiel stetig zu verbessern?
Wir sprechen viel miteinander – und dafür bin ich sehr dankbar. Von jedem Einzelnen kann ich viel lernen. Auch, indem ich mir abschaue, wie sie gewisse Situationen auf dem Feld lösen.

Norbert Elgert hat uns gelehrt, dass wir nach ein paar guten Spielen nicht mit uns zufrieden sein sollen.

Malick Thiaw

Warst du schon immer Verteidiger?
Nein, bis zu U19 war ich noch Mittelfeldspieler. Herr Elgert hat mich dann eine Position weiter nach hinten gestellt, weil er dort meine Stärken am besten für die Mannschaft einsetzen konnte. Ich bin mit der damaligen Entscheidung sehr zufrieden.

Mit acht Treffern in 20 Spielen warst du in der vergangenen U19-Saison, die aufgrund der Corona-Pandemie abgebrochen werden musste, der beste Torschütze deiner Mannschaft – und das als Defensivmann. Wieso hast du solch einen ausgeprägten Torinstinkt?
Ich habe schon immer den einen oder anderen Treffer erzielt. Meinen Torriecher konnte ich im Vorjahr aber noch einmal stark verbessern. Gerade bei Standardsituationen bin ich häufig mit aufgerückt. Dabei hat sich dann auch ausgezahlt, dass ich häufig mit Herrn Elgert individuell am Kopfballpendel gearbeitet habe.

Einige Fans vergleichen dich mit dem jungen Joel Matip.
Das habe ich auch schon gehört und mehrfach auch gelesen. Für mich ist das eine große Ehre.

Malick Thiaw

Ihr habt sogar am gleichen Tag Geburtstag.
Das stimmt, er ist am 8. August 1991 geboren, ich 2001. Das ist aber nicht der Grund, weshalb Joel Matip für mich so etwas wie ein Vorbild ist. Ich habe seinen Weg in den vergangenen Jahren genau verfolgt und bin beeindruckt, was er in seiner bisherigen Karriere schon erreicht hat.

Hast du weitere Vorbilder?
Als ich noch im Mittelfeld gespielt habe, war Yaya Touré einer der Akteure, die mich sehr beeindruckt haben. Heute sehe ich neben Joel Matip auch gerne Virgil van Dijk oder auch Sergio Ramos zu und versuche dabei, mir gewisse Dinge für mein eigenes Spiel abzuschauen.

Du hast als Sechsjähriger beim TV Kalkum-Wittlaer, einem Verein in Düsseldorf, mit dem Kicken begonnen. Anschließend warst du für Fortuna Düsseldorf, Bayer Leverkusen und Borussia Mönchengladbach am Ball. Wieso bist du 2015 von den Fohlen zu den Knappen gewechselt?
Das Konzept des FC Schalke 04 hat mich einfach überzeugt. Ich habe ja schon gesagt, wie beeindruckend ich es finde, dass Jahr für Jahr Spieler aus der U19 in den Profibereich vorstoßen und ihre Chance bekommen. Diese Chance habe ich auch für mich gesehen.

Dein Vater ist Senegalese, deine Mutter kommt aus Finnland – du bist in Deutschland geboren. Was ist an dir typisch senegalesisch, was typisch finnisch? Und was typisch deutsch?
Diese Frage wurde mir schon häufiger gestellt. Ehrlich gesagt kann ich sie nicht konkret beantworten. Ich denke, meine Lockerheit ist eher senegalesisch und finnisch.

Ich möchte in den nächsten Jahren meine eigene Geschichte schreiben.

Malick Thiaw

Hat dein Vater auch Fußball gespielt?
Ja, im Senegal. Das ist aber schon lange her. Er war damals Torwart.

Sportliche Gene hast du auch von deiner Mutter mitbekommen …
Das stimmt. Sie war Leichtathletin, ist aber ebenfalls nicht mehr aktiv.

Es gibt einen ehemaligen Knappenschmiede-Absolventen, dessen Vater auch Fußballer und die Mutter Leichtathletin war: Leroy Sané.
Wirklich? Das wusste ich gar nicht. Leroy hat ebenso wie Joel Matip schon viel erreicht. Ich möchte in den nächsten Jahren aber meine eigene Geschichte schreiben.

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