Marvin Pieringer: Wir treten uns nicht gegenseitig auf die Füße

Im Heimspiel gegen den SV Darmstadt 98 erzielte Marvin Pieringer zuletzt sein erstes Pflichtspieltor im blau-weißen Trikot. Nach dem Geschmack des Angreifers sollen in den kommenden Wochen weitere Treffer folgen – die dann auch für einen Sieg sorgen. Im Interview mit schalke04.de spricht der 22-Jährige über die ersten Monate bei den Königsblauen, Besuche der Familie, die Atmosphäre in der VELTINS-Arena, sein Premierentor, wichtige Einsatzminuten in der U23 und das anstehende Duell mit Werder Bremen.

Marvin Pieringer

Marvin, du bist seit etwas mehr als 04 Monaten ein Knappe. Wie hast du dich eingelebt?
Sehr gut. In einer neuen Umgebung benötigt man natürlich immer ein paar Wochen, um richtig anzukommen. Aber die Mannschaft sowie das Team um das Team haben mich von der ersten Sekunde an super aufgenommen. Ich fühle mich pudelwohl im Verein und in der Stadt.

Wer hat dir bei der Integration besonders geholfen?
Eigentlich alle. Es war sicherlich auch ein Vorteil, dass sich die Gruppe komplett neu finden musste. Ich war schließlich nicht das einzige neue Gesicht im Team. Neben mir gab es noch viele andere Neuzugänge.

Hattest du in den vergangenen Wochen etwas Zeit, die nähere Umgebung zu erkunden?
Ja, und das war mir auch sehr wichtig. Ich habe mich sowohl in Gelsenkirchen, aber auch in den anderen Städten umgeschaut. Denn ich wollte wissen, wo ich lebe, was die Region bietet. Mir gefällt das Ruhrgebiet, deshalb wird es auch in Zukunft noch den einen oder anderen Ausflug geben.

Hat dich deine Familie schon in Gelsenkirchen besucht?
Na klar, nicht nur einmal. Bei den ersten beiden Heimspielen gegen den Hamburger SV und Erzgebirge Aue war meine Familie im Stadion und hat ein langes Wochenende in Gelsenkirchen verbracht. Und auch zwischendurch kommt sie immer wieder vorbei, um mich zu sehen. Zudem telefonieren wir regelmäßig, um uns auszutauschen oder einfach zu fragen, wie es dem jeweils anderen geht.

Es macht extrem Bock, vor solch einer Kulisse zu spielen.

Marvin Pieringer

Wie hat deiner Familie die VELTINS-Arena gefallen?
Sehr gut, genauso wie mir. Wenn ich an den Moment vor dem ersten Heimspiel zurückdenke, der Einlauf in die Arena zum Aufwärmen, bekomme ich noch immer eine Gänsehaut. Es waren aufgrund der damaligen Vorgaben zwar „nur“ knapp 20.000 Zuschauer im Stadion, trotzdem war die Atmosphäre überragend. Für mich war das etwas völlig Neues. In dem halben Jahr als Spieler der Würzburger Kickers habe ich keinen Fan auf den Tribünen sehen können, da gab es aufgrund der Corona-Pandemie nur Geisterspiele. Und bei der U23 des SC Freiburg waren stets nur ein paar hundert Zuschauer vor Ort.

Der FC Schalke 04 ist deutschlandweit für seine Fans bekannt. Wie hast du die königsblauen Anhänger bislang wahrgenommen?
Es macht extrem Bock, vor solch einer Kulisse zu spielen. Dass ich jetzt wie zuletzt gegen Darmstadt vor über 50.000 Fans auflaufen darf, macht mich wahnsinnig stolz. Es ist auch schon vorgekommen, dass mich Fans außerhalb des Trainingsgeländes angesprochen haben, beispielsweise beim Einkaufen. Sie wünschen mir dann viel Glück für das kommende Wochenende. Man spürt, dass die Menschen in Gelsenkirchen den Verein leben.

Du hast in der laufenden Saison bereits 13 Pflichtspiele bestritten, aber nur eines davon in der Startelf. Hättest du gerne häufiger von Anfang an gespielt?
Ich bin Fußballer – und jeder Fußballer wünscht sich natürlich, so viel wie möglich zu spielen. Am liebsten immer von Anfang an. Deshalb arbeite ich in jedem Training hart, um mich zu verbessern, um mich zu zeigen. Und ich hoffe, dass mein Engagement sich in den nächsten Monaten in der Einsatzstatistik widerspiegelt. Letztlich habe ich das Ziel, der Mannschaft in jedem Spiel helfen zu wollen.

Videowürfel mit Marvin Pieringer

Deine Mitbewerber um einen Platz im Angriff sind Marius Bülter und Simon Terodde. Wie ist dein Verhältnis zu den beiden?
Sehr gut. Klar, wir alle haben das Ziel, zu spielen. Das bedeutet im Umkehrschluss aber nicht, dass man dem anderen die Einsatzzeit nicht gönnt. Wir spornen uns in den Trainingseinheiten gegenseitig an und treten uns nicht gegenseitig auf die Füße.

Als Joker ins Spiel zu kommen ist nicht immer leicht. Zuletzt hast du gegen den SV Darmstadt 98 aber direkt getroffen. Was ist dir durch den Kopf gegangen, als der Ball im Netz gezappelt hat?
Es war ein unbeschreibliches Gefühl: das erste Tor im Schalke-Trikot, dazu noch vor der Nordkurve – und die Hoffnung, dass nach dem Anschlusstreffer noch etwas für uns geht. Leider haben die Darmstädter dann direkt mit dem nächsten Angriff den alten Abstand wieder hergestellt und für die endgültige Entscheidung gesorgt.

Nach dem Schlusspfiff gegen die Lilien hast du gesagt, dass der Tag trotz deines Treffers aufgrund der Niederlage kein gelungener war. Gab es trotzdem die eine oder andere Nachricht auf deinem Smartphone, über die du dich gefreut hast?
Meine Familie und viele meiner Freunde haben mir geschrieben. Und ich habe mich über jeden Glückwunsch gefreut. Eine einzelne Nachricht möchte ich deshalb nicht herausheben. Ich hoffe, dass mir in den kommenden Spielen noch weitere Treffer gelingen. Und dass wir diese Spiele dann auch für uns entscheiden und Familie sowie Freunde mir nicht nur zum Tor, sondern auch zum Sieg gratulieren können.

Wir alle haben das Ziel, zu spielen. Das bedeutet im Umkehrschluss aber nicht, dass man dem anderen die Einsatzzeit nicht gönnt.

Marvin Pieringer

Am vergangenen Wochenende bist du in der U23 aufgelaufen. War es dein Wunsch, in der Regionalliga-Begegnung gegen den SV Lippstadt 08 Spielpraxis zu sammeln?
Das Trainerteam hat entschieden, dass ich am zweitligaspielfreien Wochenende in der U23 spiele, einige andere Jungs waren ebenfalls dabei. Ich habe mich darüber gefreut, denn ein Spiel unter Wettkampfbedingungen hilft mir, das ist noch einmal etwas anderes als eine Trainingseinheit. Es tat gut, wieder einmal 90 Minuten in die Beine bekommen zu haben. So bleibe ich im Rhythmus.

Die nächste Aufgabe heißt Werder Bremen. Wie schätzt du die Grün-Weißen ein?
Auf uns wartet ein starker Gegner. Und ich finde, diese Paarung hört sich nicht wirklich nach Zweiter Liga an. Samstagabend, 20.30 Uhr, Flutlicht, dazu zwei Mannschaften mit einer großen Historie und vielen Fans in ganz Deutschland – das wird ein schönes Spiel, auf das ich mich schon sehr freue.

Ein Verein, der in der Bundesliga spielt, ist der SC Freiburg, von dem du aktuell ausgeliehen bist. Verfolgst du das Geschehen bei den Breisgauern noch mit einem Auge?
Der Sport-Club spielt eine phänomenale Saison. Wenn es die Zeit zulässt, schaue ich mir die Spiele an und habe auch mit einigen Jungs Kontakt. Mein Hauptaugenmerk liegt aber ganz klar auf dem FC Schalke 04. Ich möchte am Ende der Saison sagen können, dass wir ein geiles Jahr gespielt haben.

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