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Tomas Kalas: Das ist wirklich verrückt – im positiven Sinne
Er war zuletzt gesetzt: Tomas Kalas verpasste in den vergangenen sieben Pflichtspielen keine einzige Sekunde. Im Interview mit schalke04.de spricht der Abwehrspieler über seine ersten Monate bei den Knappen, die erste Winterpause seit vielen Jahren, die Zeit der Vereinslosigkeit im vergangenen Sommer, tschechische Vorgänger im S04-Trikot und die Fans, die ihn vom ersten Moment an begeistert haben.
Tomas, das Pflichtspieljahr startet am 20. Januar 2024 mit einem Heimauftritt gegen den Hamburger SV. Zu solch einem späten Zeitpunkt bist du vermutlich lange nicht mehr in den zweiten Saisonteil gestartet, oder?
Das stimmt (lacht). Ich habe lange in England gespielt, da rollt durchgehend der Ball, sogar an Weihnachten. Deshalb war es schon etwas ungewöhnlich, rund um den Jahreswechsel einige Tage frei zu haben. Ich habe die Winterpause genutzt, um viel Zeit mit meiner Freundin und der Familie zu verbringen. Die Feiertage waren sehr schön. Ich mag es, wenn ich etwas verschenke und dann sehe, wie meine Liebsten sich beim Auspacken freuen. Auch nach Weihnachten hatte ich einige sehr schöne Tage.
Habt ihr etwas Besonderes unternommen?
Ich habe mir einen Traum erfüllt und gemeinsam mit meiner Freundin den Mont Blanc bestiegen. Das hat sich großartig angefühlt. Wir hatten eine überragende Aussicht. Es war ein unvergesslicher Moment, in dem ich einmal komplett vom Alltag und auch vom Fußball abschalten konnte.
Ich habe lange in England gespielt, da rollt durchgehend der Ball, sogar an Weihnachten.
Jeder Spieler hat nach dem letzten Hinrundenspiel einen individuellen Trainingsplan für die Winterpause bekommen. Hast du dein Programm auch in den französischen Alpen absolvieren können?
Klar, das war kein Problem. Wir waren in Chamonix untergebracht, da herrschten tagsüber Temperaturen rund um drei, vier Grad. Auf dem Berg war es etwas kälter (lacht). Da hat das Thermometer etwa minus neun Grad angezeigt.
Was stand auf deinem Trainingsplan?
Insgesamt acht Läufe, die ich auch alle absolviert habe. Der Rhythmus sah vor, dass ich jeweils einen Trainingstag und einen freien Tag hatte.
Im Trainingslager in Albufeira herrschen andere Temperaturen als in den französischen Alpen. Bist du eher der Winter- oder der Sommertyp?
Tatsächlich mag ich den Winter lieber. Denn wenn die Sonne zu sehr knallt, überhitze ich. Jetzt gerade ist das aber kein Problem, 17, 18 Grad sind völlig in Ordnung (schmunzelt).
Im vergangenen Sommer dürfte dich nicht nur die Hitze beschäftigt haben. Denn nach deiner Zeit bei Bristol City bist du zunächst vereinslos gewesen. Wie schafft man es, in solchen Phasen stets positiv zu bleiben?
Am Anfang war ich sehr optimistisch und sicher, zeitnah einen neuen Verein zu finden. Ich habe individuell trainiert, war stets bereit für eine neue Aufgabe. Aber das Ganze hat sich dann gar nicht so einfach gestaltet wie zunächst angenommen. Deshalb bin ich ehrlich: Es gab auch einige Tage, an denen ich nicht gut drauf war und mich gefragt habe, wie es weitergeht, wie meine Zukunft aussehen wird. In den zweieinhalb Monaten war es immer wieder ein Auf und Ab – mit einem glücklichen Ende.
Ende August hast du dann auf Schalke unterschrieben.
Und darüber bin ich sehr glücklich. Ich war sofort begeistert, als ich vom Interesse aus Gelsenkirchen gehört habe. Am Ende hatte ich zwei, drei Optionen, habe mich aber bewusst für Königsblau entschieden.
Was wusstest du vor deinem Wechsel zu den Knappen bereits über den Verein?
Schalke ist natürlich ein Name im europäischen Fußball. Der Club hat häufig am Europapokal teilgenommen, fast immer in der Bundesliga oben mitgespielt. Mir kamen sofort Spieler wie Raul oder Klaas-Jan Huntelaar in den Sinn. Was mir nicht bewusst war, ist die gesamte Historie des Vereins, die mich sehr begeistert.
Radoslav Latal und ich habe eine Gemeinsamkeit.
Auch zwei deiner Landsleute haben in der Vergangenheit große Erfolge auf Schalke gefeiert. Jiri Nemec und Radoslav Latal haben mit den Königsblauen den UEFA-Cup und den DFB-Pokal gewonnen. Hast du sie in deiner Kindheit noch spielen sehen?
Im Schalke-Trikot tatsächlich nicht. Aber ich kenne sie natürlich. Sie waren zwei großartige Spieler, die in Tschechien sehr bekannt waren und noch immer sind. Radoslav Latal und ich habe eine Gemeinsamkeit: Wir sind beide in Olmütz geboren und aufgewachsen. Ich bin sogar mit seinem Sohn zur Schule gegangen und habe dadurch Radoslav auch einige Male getroffen. Jiri Nemec habe ich hingegen nie persönlich kennengelernt.
Damals wie heute kann sich der FC Schalke 04 in guten und auch in schlechten Zeiten auf seine Fans verlassen. Der Zuschauerschnitt liegt auch in der Zweiten Liga über 60.000.
Das ist wirklich verrückt – im positiven Sinne. Das gibt es in einer Zweiten Liga kein zweites Mal. Nicht in Deutschland und auch nicht woanders auf der Welt. Zumal wir nicht ganz oben stehen, sondern aktuell im hinteren Tabellendrittel. Trotzdem ist das Stadion immer voll, auch auswärts können wir uns auf unsere Fans verlassen. Sie sind definitiv erstklassig!
Du hast dich in der Hinrunde von Spiel zu Spiel gesteigert, bist in den vergangenen sieben Partien jeweils über die vollen 90 Minuten zum Einsatz gekommen und warst zuletzt stets einer der stärksten Akteure in den Partien. Siehst du dich mittlerweile bei 100 Prozent?
Es ist schwierig, es in Prozent auszudrücken. Ich fühle mich topfit, bin gut drauf und habe mich von Spiel zu Spiel immer ein Stück besser gefühlt. Gerade meine Laufwerte sind sehr gut. Aber es geht immer noch mehr. Wie sagt man so schön: „Sky is the limit“ (Anm. der Redaktion: „Nach oben sind keine Grenzen gesetzt“). Mein Anspruch an mich selbst ist es, jeden Tag eine Topleistung einzubringen.
Hast du dir ein persönliches Ziel für die Rückrunde gesteckt?
So viele Einsatzminuten wie möglich zu sammeln und der Mannschaft so gut es geht zu helfen. Gerne 17×90 Minuten – oder auch 17×100 Minuten (lacht). In Zeiten des VAR dauern Spiele ja gerne mal etwas länger.
Nach 20 Zählern in der Hinrunde habt ihr euch das Ziel gesteckt, in der Rückserie deutlich besser zu punkten. Was ist noch drin in dieser Spielzeit?
Die Frage ist gar nicht so einfach. Ich denke, wir tun gut daran, von Spiel zu Spiel zu denken – auch wenn diese Antwort jetzt vielleicht etwas langweilig klingt. Es sind noch 51 Punkte zu vergeben. Und wir wollen möglichst viele dieser Zähler holen.