Christian Wetklo - ein Auge für Schnapper

Die Torwarthandschuhe stets griffbereit: Christian Wetklo fliegt auch mit 39 Jahren noch regelmäßig durch königsblaue Strafräume. Nun aber als Trainer der U23-Keeper in der Regionalliga und nicht mehr als Profi bei seinem Herzensclub. Ein Kreis, der sich geschlossen hat. Im Interview mit dem Schalker Kreisel spricht er über seine Aufgabe in der Knappenschmiede.

Wie sehr es nun, zwei Jahre nach Karriereende, noch in den Fingern juckt? „Extrem“, entgegnet Wetklo und lacht laut auf. „Vor und nach den Einheiten stelle ich mich aus Spaß immer noch mal zwischen die Pfosten. Aber auf dem Niveau wie früher in der Regional- oder gar Bundesliga geht das nicht mehr.“

14 Jahre als Spieler beim 1. FSV Mainz 05 stecken in den Knochen des 1,90 Meter großen Keepers. Eine Zeitspanne, die er 1999 beim Weggang aus der S04-Jugend nie für möglich gehalten hätte. „Eine solche Dauer ist heutzutage eher untypisch. Und für mich stand damals schon fest: Wenn ich wechsle, dann nur zurück zu Schalke. Als das vor fünf Jahren geklappt hat, ist ein Traum in Erfüllung gegangen“, erzählt Wetklo. Dieser sieht nicht nur die einjährige Rolle als Backup für Ralf Fährmann nach der Verletzung von Fabian Giefer vor. Er inkludiert auch ein anschließendes zweijähriges Engagement als spielender Torwart-Trainer der U23.

Unbekanntes Terrain betritt er allerdings nicht, als er sich 2015 mit den Torhütertalenten des Regionalliga-Teams beschäftigt. Der Aushilfsjob für einen befreundeten E-Jugend-Trainer weckt bereits 2011 den Ehrgeiz, abseits der eigenen Spiele auch Nachwuchsteams zu coachen. Schnell bastelt Wetklo an der B- und A-Lizenz, demnächst soll die Befähigung zum UEFA-Torwart-Trainer folgen. „Ich hatte in Jürgen Klopp und Thomas Tuchel zwei tolle Trainertypen, die uns jungen Spielern früh andere Perspektiven des Fußballspiels aufgezeigt haben“, begründet der Keeper seinen Antrieb. „Man liest Partien ganz anders, das reizt ungemein.“

Im ersten U23-Jahr mischt der Routinier selbst noch häufig auf dem Feld mit, im zweiten wird die Bank immer mehr zum selbsterwählten Stammplatz. „Anfangs war es schon ein wenig paradox, die Talente unter der Woche zu trainieren und dann selbst am Wochenende zwischen den Pfosten zu stehen“, gibt Wetklo zu. „Nun soll aber der Nachwuchs die wichtigen Einsatzminuten bekommen, für die wir so intensiv arbeiten.“ Dabei geht er in seiner Rolle als Coach auf – wobei er auf eines ganz besonderen Wert legt: „Man braucht ein Auge für die richtigen Spieler, deshalb möchte ich bei der Wahl der Torhüter mitentscheiden.“

Das entfacht 2017 eine lebhafte Diskussion, als Wetklo auf Sören Ahlers in der Niederrheinliga beim 1. FC Bocholt stößt und ihn für Königsblau gewinnen möchte. „Er lief bis dahin noch unter dem Radar sämtlicher Clubs, hat nur für ein halbes Jahr beim Wuppertaler SV in der Regionalliga gekickt. Ich musste ordentlich kämpfen, um meine Kollegen zu überzeugen.“ Nun sieht sich der Torwart-Trainer bestätigt. „Sören nimmt eine beeindruckende Entwicklung, man wird ihn sicher noch in höheren Ligen sehen.“

Dass es für den ältesten Knappenschmiede-Jahrgang im Sommer nach zweijähriger Abstinenz zurück in die Regionalliga ging, liegt auch an Ahlers – der sich nun wie seine Mitspieler auf einem neuen Level beweisen muss. „Gefühlt liegen zwei Klassen zwischen der Regional- und Oberliga“, urteilt Wetklo. „Die Jungs müssen schnell und viel lernen. Für uns alle ist das ein Entwicklungsprozess, der bis in die Rückrunde reichen wird.“

Diese Phase findet der gebürtige Marler extrem wichtig – aus eigener Erfahrung. „Ich selbst habe in der hessischen Oberliga viel Spielpraxis sammeln müssen. Hochklassiger Fußball gegen gestandene Männer, das härtet immens ab.“ Freude und Ehrgeiz klingen mit, wenn Wetklo über sein neues Arbeitsfeld und die kraftzehrenden Einheiten spricht: „Ich möchte die Jungs noch besser und wertvoller für Schalke machen.“

Wer Wetklo kennt, ahnt: die Rückkehr ins Ruhrgebiet verlief ohne Eingewöhnungszeit. In Dorsten fröhnt er seinen Hobbys Fußball und Angeln, genießt die Nähe der Familie. „Hier liegen unsere Wurzeln, wir erfahren viel Unterstützung seit wir zurück sind“, erzählt Wetklo. Ob es nun an der Verwandtschaft oder den Schalker Genen liegt, der Ruhrpott bildet auch eine Art Ruhepol für den einstigen Bundesliga-Keeper, der auch in der Ferne immer heimatverbunden geblieben ist.

Wie sehr ihn Königsblau auch während seiner Mainzer Zeit fesselte, bringt Wetklo mit einer Anekdote zum Ausdruck, die sein einstiger Mitspieler Otto Addo kürzlich aufwärmte. „Beim ersten Mainzer Gastspiel in der Arena habe ich im Spielertunnel gedankenversunken das Vereinslied mitgesummt. Da hat Otto mich angestoßen und gezischt, dass ich doch in den Fanblock gehen solle, wenn ich Schalker Lieder singen will.“ Zwischen die Pfosten schaffte er es im königsblauen Wohnzimmer nur im Mainzer Trikot, ein Einsatz für Schalke blieb ihm verwehrt. Trauer verspürt er deshalb aber nicht. „Es hätte meinen Weg sicher bereichert, aber in erster Linie bin ich dankbar, jetzt jeden Tag für diesen geilen Club arbeiten zu dürfen.“

Nebenbei, und das ist die nächste Pointe zum Schmunzeln in Wetklos Vita, kümmert er sich auch um die Geschicke des SuS Bertlich aus Herten. Als zweiter Vorsitzender des Kreisligisten, der noch über die kernige rote Asche verfügt. „Mein Schwager ist dort Trainer und war selbst lange Vorsitzender, durch die Familie ist mein Engagement dort entflammt.“

Ein Christian Wetklo ohne Fußball? Jetzt und in Zukunft eben unvorstellbar. Einst in der Schalker Jugend, nun an der Seitenlinie – mit dem Blick für talentierte Schnapper.

Der Weg zum digitalen Kreisel

Voraussetzungen sind die S04-Mitgliedschaft sowie die kurze Anmeldung auf: store.schalke04.de

Der schnellste Weg führt dann über die Schalke 04 App und den Navigationspunkt „Schalker Kreisel“, wo Königsblaue eine kurze Beschreibung sowie die Links zu den Stores (App Store, Google Play Store) finden. Dort kann die App direkt aufs Smartphone oder Tablet heruntergeladen werden.

Der Login erfolgt mit Benutzernamen und Passwort. Beim Benutzernamen handelt es sich in der Regel um die E-Mail-Adresse, also dieselben Zugangsdaten, die auch für den Login auf store.schalke04.de verwendet werden. Sollte das Passwort nicht mehr auffindbar sein, hilft die Funktion „Passwort vergessen“, um sich ein neues zuzulegen.

Alternativ zur Schalke App können Fans die Schalker Kreisel App direkt im jeweiligen App Store ansteuern – einfach in der Suche „Schalker Kreisel“ eingeben.

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