Timo Becker: Die U23 ist ein sehr wichtiger Schritt für mich

Im Sommer 2019 für die Regionalliga verpflichtet, bestritt Timo Becker nun sein 04. Pflichtspiel im Trikot der Schalker Profis. Der 22-Jährige, der eigentlich zum Kader der U23 zählt, berichtet im Interview mit knappenschmiede.de von Gänsehautmomenten, die er in den vergangenen Monaten auf Schalke erlebte.

Timo, vergangene Saison bist du von Rot-Weiss Essen in die Schalker U23 gewechselt. Was hat dich davon überzeugt, wieder ein Teil vom FC Schalke 04 zu werden und für eine Zweite Mannschaft zu spielen?
Als klar war, dass ich RWE verlassen werde, hatte ich schon die Intention, höher zu spielen. Das hat dann so nicht geklappt. Zu Schalke hatte ich aber immer noch Kontakt. Zum einen, weil ich selbst ein Fan bin, zum anderen, weil ich hier noch viele Leute aus der Jugend kenne. Ich war überglücklich, als ich mich dann mit den Verantwortlichen des Vereins in Verbindung setzen konnte. Mir war auf jeden Fall klar, dass die U23 eine Option für mich ist, weil sie zum Unterbau einer Profimannschaft gehört. Natürlich habe ich darin auch eine kleine Chance gesehen, bei der Lizenzspielmannschaft auf mich aufmerksam zu machen. Ganz am Anfang habe ich mir das nicht ausgerechnet, aber wie man sieht, besteht immer eine kleine Chance.

Die Königsblauen waren dir also nicht ganz unbekannt…
Genau. Schalke war schon immer mein Verein und ich habe hier sechs Jahre lang in der Knappenschmiede gespielt. Ich bin immer nur zwei Minuten mit dem Fahrrad zum Training gefahren – deswegen war mir der Club immer nah, auch als ich dann in die U17 von Rot-Weiss Essen gewechselt bin.

U23-Manager Gerald Asamoah hat gesagt, dass der Trainerstab und er bei deiner Verpflichtung überzeugt davon waren, dass du bei der Ersten Mannschaft Akzente setzen kannst. Dass das dann so schnell geht, damit haben sie nicht gerechnet. War dir klar, dass das so zügig passieren könnte?
Nein, damit habe ich auf keinen Fall gerechnet. Mir war bewusst, dass es immer wieder Verletzte geben kann und dann oft die Jungs aus der U23 eine Chance bekommen, oben mitzutrainieren oder sogar Spielzeit zu bekommen. Am Anfang der Saison war ich noch nicht dabei. Ich war neu und musste mich erstmal beweisen. Aber ich hatte immer im Hinterkopf, dass ich vielleicht auch irgendwann diese kleine Chance bekommen könnte. Dass das dann so steil bergauf geht, hätte ich nie gedacht.

Jetzt hast du selbst erlebt, dass man es als U23-Spieler in den Profikader schaffen kann. Wie groß war die Freude über deinen ersten Bundesligaeinsatz?
Dafür finde ich bis heute keine Worte. Ich bin einfach nur unfassbar stolz auf mich und kann mich bei allen bedanken, die mich dabei unterstützt haben. Das war auf jeden Fall nicht leicht, aber ich habe mir immer gesagt: Ich gebe nicht auf. Und dann stand ich das erste Mal im Bundesliga-Kader – das war einfach der Wahnsinn. Gegen Paderborn und Bayern durfte ich dann sogar von Anfang an spielen, das war ein unglaubliches Gefühl.

Wie aufgeregt warst du, als du darüber informiert wurdest, dass du in der Startelf stehst?
Ich glaube, da wäre jeder sehr aufgeregt gewesen. Bei mir war der Druck aber nochmal besonders groß, weil meine ganze Familie aus Gelsenkirchen kommt und wir alle Schalke-Fans sind. Meine Freunde waren auch alle im Stadion. Wenn man so viele Leute kennt, dann will man sie natürlich auch nicht enttäuschen. Ich muss zugeben, ich war schon sehr nervös.

Und wie hat es sich dann angefühlt, als du das erste Mal gegen Paderborn in die VELTINS-Arena eingelaufen bist?
Schon beim Aufwärmen hatte ich Gänsehaut. Die Stimmung war einfach sensationell. Mir haben die Knie auf jeden Fall gewackelt. Das hielt dann bis zur zehnten Spielminute an, bis ich erstmal realisiert hatte, dass das alles wahr ist. Danach wurde es dann leichter für mich, zu spielen.

Wie wichtig ist die U23 für dich in dieser Hinsicht?
Die U23 ist auf jeden Fall ein sehr wichtiger Schritt für mich. Ich werde von der kompletten Mannschaft super unterstützt. Als die Verantwortlichen erkannt haben, dass ich so weit bin, bei der Ersten Mannschaft auszuhelfen, haben sie im Endeffekt den Kontakt hergestellt. Ich habe hart dafür gearbeitet, sie haben mich voll unterstützt und so ist alles erst zustande gekommen. Ich habe der U23 sehr viel zu verdanken.

Spielst du denn noch gerne für die U23, obwohl du jetzt Bundesliga-Luft schnuppern durftest?
Ja. Wenn ich mit der Lizenzspielabteilung unterwegs war und die U23 gespielt hat, habe ich immer versucht, die Spiele online zu verfolgen. Das ist aber nicht immer so einfach, weil die Begegnungen in der Regionalliga ja nicht oft übertragen werden. So gut es geht versuche ich, den Kontakt zu den Jungs aufrecht zu erhalten, da ich immer noch ein Teil der Mannschaft bin. Ich hatte jetzt meine Einsätze bei den Profis und verbringe viel Zeit mit ihnen. Trotzdem versuche ich, einen guten Draht zu beiden Teams zu wahren. Bisher klappt das sehr gut.

Dann siehst du deine Teamkollegen aus der U23 also noch öfter?
Auf jeden Fall. Wir sind noch oft zusammen und treffen uns auch privat. Mir wünschen alle immer viel Glück für die Spiele, die ich bei der Ersten Mannschaft bestreiten darf. Auch wenn dann die Zeit nicht mehr reicht, um in der Regionalliga zu helfen. Ich glaube aber, dass sie wissen, dass ich trotzdem hinter dem Team stehe und es voll unterstütze. Wenn ich in der Saison nochmal bei der U23 zum Einsatz kommen sollte, dann gebe ich auch dort hundert Prozent. Da gibt’s keine Ausreden!

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