Rückblick: Ein meisterliches U19-Jahr

Wenn man zukünftig an die U19 im Jahr 2015 zurückdenken wird, so werden es vor allem die flirrenden Bilder dieses magischen Mai-Abends im Wattenscheider Lohrheidestadion sein, die einem in den Sinn kommen. Damals, als Schalke sich nach frühem Rückstand wieder erhob, 1899 Hoffenheim im Finale mit 3:1 in die Knie zwang und Deutscher Meister wurde. Es war die Vollendung eines Meisterjahres, das noch viel mehr Geschichten schrieb als „nur“ das Endspiel.

Dezember 2014, kurz vor Weihnachten. Nach dem ersten halben Jahr deutete recht wenig darauf hin, dass der S04 Ende Mai im goldenen Konfettiregen stehen würde. „Die Hinrunde war sehr durchwachsen“, sagte Chef-Trainer Norbert Elgert, dessen Team vier Niederlagen einstecken musste. „Eigentlich lagen wir hoffnungslos hinter dem 1. FC Köln, eigentlich hatten wir keine Chance mehr“, erinnert sich der Fußballlehrer. Eigentlich.

Denn zwar rangierten die Domstädter beachtlich acht Zähler vor den damals drittplatzierten Königsblauen. Doch einen ähnlichen Vorsprung hatte Bayer Leverkusen eine Saison zuvor auch, und am Ende zog Schalke noch vorbei. Geschichte wiederholt sich, heißt es, und die nun folgende Aufholjagd bestätigte dies. „Wir haben immer weiter gemacht“, sagt Elgert. Köln brach ein, seine Jungs starteten eine Serie und verloren kein Spiel mehr in der Liga oder in der Endrunde. Das bedeutete den vierten Westdeutschen Titel in Folge und die vierte A-Junioren-Meisterschaft in der Club-Historie nach 1976, 2006 und 2012.

Dass es so weit gehen könnte, spürten Elgert und seine Spieler im Frühjahr. Die Knappen gerieten ausgerechnet im Derby beim BVB früh in Unterzahl, erkämpften sich aber den Sieg. Eine Woche später sorgte Leroy Sane mit einem Last-Minute-Tor für den Heimsieg gegen Köln. Wieder eine Woche verging und Schalke kehrte mit einem 1:1 aus Leverkusen zurück. Nun wurde es greifbar.

Parallel waren die Königsblauen in weiteren Wettbewerben unterwegs. In der Youth League gelangten sie als einziges deutsches Team ins Achtelfinale und mussten sich dort erst im Elfmeterschießen Manchester City geschlagen geben. Im DFB-Pokal überwinterten die Knappen ebenfalls, scheiterten dann im Halbfinale an Hertha BSC, obwohl sie wohl das bessere Team waren. Der S04, er tanzte wie im Vorjahr wieder auf allen Hochzeiten. Aber: Es ging nicht ganz so weit wie 2014. Und vielleicht war das gar nicht so schlecht. „Im Vorjahr waren wir im Kopf am Ende sehr ausgebrannt“, beschreibt der Coach mit Blick auf die hohe Belastung. „Es mag sein, dass wir nun vielleicht ein paar Prozente mehr hatten, die dafür gesorgte haben, dass wir für den wichtigsten Wettbewerb auf den Punkt bereit waren.“

Team, damit meint er immer auch diejenigen, die um die Jungs auf dem Platz wirken (siehe Kasten). „Sie alle haben einen Riesenanteil am Erfolg“, erklärt er. „Und natürlich gilt der Dank auch der gesamten Nachwuchsabteilung um Oliver Ruhnert, und Horst Heldt, der uns sehr unterstützt und den Stellenwert der Knappenschmiede nochmal erhöht hat.“

Dieses Quäntchen mentale Energie war ein Mosaiksteinchen von vielen auf dem Weg zum großen Titel, genauso wie zum Beispiel die Tore von Felix Schröter. Fehlte dem Team 2013/2014 wohl noch die letzte Kaltschnäuzigkeit vor dem Kasten in den entscheidenden Momenten, so brachte Schröter diese zum Ende der Saison auf den Platz. 30 Tore in Bundesliga und Endrunde – der Spitzenwert. „Das ist natürlich immer eingebettet in eine intakte Mannschaft“, betont Elgert. Team, Zusammenhalt, das sind Dinge, die bei ihm immer ganz oben auf der Prioritätenliste stehen und maßgeblichen Anteil an den Erfolgen haben. Auch in diesem Jahr. „Vielleicht war das sogar das Wichtigste“, sagt der 58-Jährige, der häufig aus unterschiedlichen Gründen personell zur Improvisation gezwungen war.

  • Norbert Elgert | Chef-Trainer
  • Onur Cinel, Bartosch Gaul | Co-Trainer
  • Thorsten Albustin | Torwart-Trainer
  • Tim Roussis | Physiotherapeut
  • Lothar Engel, Maik Helsper | Betreuer
  • Jakob Fimpel | Videoanalyse

Inzwischen liegt das Endspiel am Pfingstmontag mehr als einen Monat zurück. In ein paar Wochen startet schon wieder die Vorbereitung. Eine neue Mannschaft, ein neues Jahr. „Es wird natürlich immer schwerer“, erklärt Elgert und beschreibt direkt die Ziele für die neue Saison: „Auf höchstem Niveau ausbilden, Spieler nach oben bringen und tabellarisch eine gute Rolle spielen.“ Es geht immer weiter, Schlag auf Schlag. Doch Abende wie der im Mai in der Lohrheide, so sagt er, die „bleiben unvergessen“.

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