Ziele, Verantwortung, Kontinuität: Bernd Schröder im großen Kreisel-Interview

Zwei Spieltage vor Saisonende steht der S04 vor richtungsweisenden Duellen. Losgelöst davon muss der königsblaue Kompass nach unsteten Zeiten auch langfristig eine Richtung vorgeben. Im ausführlichen Interview mit dem Schalker Kreisel erläutert der Vorstandsvorsitzende Bernd Schröder, mit welcher Strategie der Verein sich für die Zukunft wappnen wird.

Bernd Schröder

Bernd Schröder über …

… Corona, Gazprom-Trennung und sein erstes Jahr auf Schalke:
Ich bin der festen Überzeugung, dass wir in den vergangenen eineinhalb, zwei Jahren wichtige Schritte gegangen sind, die den Club nachhaltig verändert haben – zum Positiven. Gleichzeitig war das für jemanden, der von außen dazu kommt, ein Crashkurs Schalke: Man glaubt, planen zu können, bis die Wirklichkeit dazwischenkommt. Ich ziehe für mich daraus, dass man noch umsichtiger planen muss, damit einen manche Themen eben nicht aus der Bahn bringen. Ein langfristiger Plan ist notwendig bei der Bewältigung des Tagesgeschäfts, er gibt Orientierung. Umso wichtiger ist es, dass Schalke, das Team, Fans und Gremien stabil sind, um nicht kalt erwischt zu werden. Das ist aktuell der Fall.

… Trainer-Entlassungen und den Wunsch nach Kontinuität:
Wenn wir von Langfristigkeit sprechen, muss das auch für den Sport gelten. Peter Knäbel erarbeitet gerade federführend ein personenunabhängiges Sportkonzept, das auf Schalke zugeschnitten sein wird. Denn wenn jedes halbe Jahr ein Wechsel in der grundsätzlichen Ausrichtung passiert, kann das nicht gut für den Club sein. Aber selbst wenn man sich Kontinuität wünscht, ist es manchmal trotzdem notwendig, Veränderungen vorzunehmen. So auch, als wir diese Saison merkten, dass es einfach nicht funktioniert. Jetzt haben wir mit Thomas Reis jemanden gefunden, der hervorragend zu Schalke passt, mit dem wir die Mannschaft weiterentwickeln können. Er macht Mannschaft und Spieler besser. Das möchten wir gerne so beibehalten.

Wir wollen Treiber für die Zukunftsfähigkeit der Region sein, damit sie in 50 Jahren lebenswerter sein wird als heute.

Bernd Schröder

… seine Position als Vorstandsvorsitzender im Bereich Sport:
Als Vorstand verabschieden wir gemeinsam ein Budget für den Lizenzbereich: Was wollen wir uns leisten? Das ist der Ausgangspunkt der gesamten Finanzplanung von Schalke 04. Danach wird unter der Führung des Sports festgelegt, wie der Kader gebaut werden soll, welches Profil die Mannschaft haben soll: mit dem Ball, gegen den Ball, Athletik, Geschwindigkeit, Zweikampfverhalten. Wie viele Spieler benötigen wir für die jeweiligen Kategorien, die wir in unserem Konzept festgelegt haben? Und wie viel dürfen Spieler innerhalb dieser Spannbreite kosten? Damit steht das Grundgerüst der Mannschaft, eine Art Musterstellenplan. Das alles dient dazu, den Kader strukturiert und finanziell ausgewogen zu planen. Im nächsten Schritt Spieler zu suchen, zu scouten, medizinisch zu checken, ins Team zu integrieren, das ist alleinige Sache des Sports. Wir können aber überprüfen, ob sich der Sport innerhalb der Leitplanken bewegt.

… die Ziele des S04:
Eines der insgesamt vier Ziele sind die Finanzen. Wir müssen wettbewerbs- und widerstandsfähig sein – und wir müssen es aus eigener Kraft schaffen. Da braucht es einen guten Plan und Ausgewogenheit zwischen Investitionen in den Kader und Abbau der zinstragenden Verbindlichkeiten.

Die nächste große Säule ist die klare Positionierung als FC Schalke 04. Wir wollen die Fußballmarke des Ruhrgebiets sein, einer der begehrtesten Vereine Deutschlands bleiben.  Aus diesen Zielen leiten sich viele Themen ab: Wie überzeugen wir noch mehr Schalker, sich der Vereinsfamilie als Mitglieder anzuschließen? Haben wir im Merchandising die passenden Kollektionen, die fürs Ruhrgebiet und dessen Menschen stehen? Wie kommunizieren wir die Marke nach außen? Im Sponsoring wollen wir die Plattform für unsere Partner sein, die auf Schalke ihre Geschichte erzählen, emotionalisieren und idealerweise auf dasselbe Ziel einzahlen wie der S04, nämlich Menschen ein Leben lang zu begeistern und diese Region zu stärken.

Viertes großes Ziel: die klare gesellschaftliche Verantwortung als Verein. Wir wollen Treiber für die Zukunftsfähigkeit der Region sein, damit sie in 50 Jahren lebenswerter sein wird als heute. Das können wir nicht allein, aber Schalke hat eine der lautesten Stimmen im Ruhrgebiet und besitzt die Kraft und Fähigkeit, Menschen zusammenzubringen, Projekte anzustoßen und umzusetzen. Zum Beispiel im Bereich Nachhaltigkeit. Wir werden auf dem Parkhausdach Stellplätze „opfern“, um eine Photovoltaikanlage zu installieren. Dazu stellen wir Trinkbrunnen auf dem Vereinsgelände auf. So wollen wir Plastikmüll reduzieren. Auch im Zusammenspiel mit der Stadt und der Wirtschaft vor Ort heißt unsere Devise: Wir machen. Das gilt fürs Soziale, wie mit Schalke hilft!, aber ebenso für den ökonomischen und ökologischen Bereich. Das macht den Unterschied.

Wie sich der sportliche Bereich aufstellt, was für eine Mitgliedermarke geknackt werden soll, und mit welcher Rechtsform die Verantwortlichen planen – all das lesen S04-Mitglieder im Schalker Kreisel #04, der diese Woche erscheint, sowie im ausführlichen Interview exklusiv vorab im Vereinsheim.