Benedikt Höwedes, Ernst Poertgen und Ivica Horvat ziehen in die Ehrenkabine ein

Mit Benedikt Höwedes als Ehrenspielführer Nummer zehn sowie Ernst Poertgen und Ivica Horvat wählte die Mitgliederversammlung am Samstag (17.6.) drei verdiente Schalker einstimmig in die königsblaue Ehrenkabine – stehende Ovationen inklusive.

Benedikt Höwedes

Sechs Jahre lang trägt der Halterner Junge Höwedes die S04-Kapitänsbinde. 2001 mit 13 Jahren von der SG Herten-Langenbochum in die Knappenschmiede gewechselt, avanciert „Bene“ in seinem Jahrgang schnell zu einem absoluten Leistungsträger. 2006 gewinnt das Talent mit der U19 die Deutscher A-Junioren-Meisterschaft. Premiere im Oberhaus feiert der Verteidiger am 6. Oktober 2007 gegen den Karlsruher SC, nachdem er nur drei Tage zuvor bereits Champions-League-Luft hat schnuppern dürfen. Neben Marcelo Bordon und Co. ackert er sich langsam, aber sicher hoch zu einer Stütze.

Zwangsläufig spielt er sich auch in den Fokus des DFB. Bei der Junioren-Europameisterschaft 2009 gewinnt Höwedes als Stammspieler den Titel mit Deutschland. Zwei Jahre nach der europäischen Krone mit der U21 folgt die Premiere in der deutschen A-Auswahl gegen Uruguay. Wenige Tage zuvor gewinnt Höwedes mit Schalke den DFB-Pokal. Beim 5:0-Sieg im Finale gegen den MSV Duisburg steuert er ein Tor bei. In jener Saison 2010/2011 sorgt die Mannschaft auch international für Furore und zieht bis ins Halbfinale der Champions League ein.

In der folgenden Saison wird das Schalker Eigengewächs zum Mannschaftskapitän ernannt und soll die Binde insgesamt sechs Jahre lang tragen. Kein Spielführer hatte dieses Amt zu Bundesliga-Zeiten länger inne. Für die Knappen absolviert er in zehn Profijahren 240 Bundesliga-Spiele (12 Tore), dazu 27 Pokalbegegnungen (5 Tore) sowie 66 Partien (6 Tore) im Europapokal. Damit ist er der Akteur mit den meisten internationalen Einsätzen in der königsblauen Vereinsgeschichte.

Ein weiteres persönliches Highlight zelebriert er 2014 in Brasilien, wo Deutschland im Finale gegen Argentinien den Weltmeistertitel erringt. Schalkes Kapitän kommt als einziger DFB-Feldspieler in allen sieben Begegnungen über die volle Distanz zum Einsatz.

Drei Jahre später trennen sich die Wege von S04 und Höwedes. Auf Leihbasis wechselt er zu Juventus Turin, wird mit der „Alten Dame“ italienischer Meister und Pokalsieger. Im Folgejahr unterschreibt der Defensiv-Allrounder einen Vertrag bei Lokomotive Moskau, wo er am 8. Juni 2020 mit 32 Jahren einen Schlussstrich unter seine Profikarriere zieht. Dem Fußball bleibt der Familienvater treu, unter anderem als TV-Experte.

Ernst Poertgen

Ernst Poertgen: der gefürchtete Torjäger

Ernst Poertgen geht als gefürchteter Torjäger in die Schalker Geschichte ein. Mit 59 Treffern in 59 Gauligapartien, Spielübersicht, Raffinesse sowie Sprung- und Schusskraft trägt er viel zu Schalkes Erfolgen in den 1930er-Jahren bei. Der am 25. Januar 1912 in Altenessen geborene Offensivmann kommt über den BV Altenessen 06, Schwarz-Weiß Essen und den 1. FC Nürnberg zum Schalker Markt, läuft in sieben Endspielen für den S04 auf. Mit seinen wichtigen Toren – bis heute gilt Poertgen als einer der effektivsten Mittelstürmer der Knappen – verhilft er dem Verein zu zwei erfolgreichen Meisterschaften (1935/1937) und dem ersten Doublesieg (1937) der deutschen Fußballgeschichte. Zudem absolviert er in dieser Zeit drei Länderspiele für die deutsche Nationalmannschaft, in denen ihm fünf Treffer gelingen.

Nach seinem Wechsel von der Noris an die Emscher hat er die technisch anspruchsvolle und lauffreudige Spielweise des Schalker Kreisels schnell verinnerlicht. Damit es in der königsblauen Offensive nicht zu Irritationen kommt, wird Ernst Poertgen von seinen Mannschaftskameraden „Pöttinger“ getauft. Ernst Kuzorra erhält den Rufnamen „Clemens“, Ernst Kalwitzki hört auf „Kalli“.

Der Liebe wegen zieht es Poertgen 1938 ins Rheinland zu Ehefrau und Wirtstochter Maria. Er schließt sich dem Bonner FV an, ehe ihn der Militärdienst nach München verschlägt, wo er drei Jahre lang für Wacker spielt. Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrt er nach Bonn zurück und eröffnet mit seiner Frau einen Hotelbetrieb. Bis zu seinem Tod am 30. Oktober 1986 schlägt sein Herz für den FC Schalke 04. Regelmäßig besucht Poertgen seine alten Kameraden rund um die Glückauf-Kampfbahn. Weil Bonn längst nicht mehr Lebensmittelpunkt der Familie Poertgen ist und eine regelmäßige Grabpflege von den Nachfahren nicht mehr gewährleistet werden kann, erfolgt im Mai 2021 die Umbettung auf das Schalker Fan-Feld unweit der VELTINS-Arena.

Ivica Horvat

Ivica Horvat: Dirigent einer Ausnahmemannschaft

Ivica Horvat kommt 1926 in Sisak im heutigen Kroatien zur Welt. Ab 1945 trägt er das Trikot von Dinamo Zagreb und erringt mit der jugoslawischen Auswahl bei den Olympischen Spielen 1952 in Helsinki die Silbermedaille. 1957 wechselt der großgewachsene Stopper zu Eintracht Frankfurt, ist dort 1959 maßgeblich am Gewinn der deutschen Meisterschaft beteiligt, verpasst jedoch das Endspiel wegen einer schweren Verletzung, die zugleich das Karriereende bedeutet. Bei den Hessen startet er indes seine Trainerkarriere. Nach zwischenzeitlicher Rückkehr zu Dinamo Zagreb und einem Gastspiel bei PAOK Saloniki kommt er 1971 zu Königsblau.

Horvat dirigiert die aufstrebende Mannschaft um Norbert Nigbur, Klaus Fichtel, Rolf Rüssmann, Helmut und Erwin Kremers, Stan Libuda, Aki Lütkebohmert sowie Klaus Fischer. Der S04 wird am Ende der Saison 1971/1972 hinter Bayern München knapp Vizemeister und gewinnt den DFB-Pokal durch einen 5:0-Finaltriumph gegen den 1. FC Kaiserslautern. Als ganz Schalke von einer glorreichen Zukunft träumt, reißt der Bundesliga-Skandal das Team auseinander.

Mit arg dezimierter Auswahl schafft der Chef-Trainer in der Spielzeit 1972/1973 immerhin den Klassenerhalt. Als sich die Wege zwei Jahre später trennten, verabschieden die Fans den Coach, der meist spielerische Lösungen favorisiert hatte, mit stehenden Ovationen. Doch bereits 1978 feiern beide Seiten ein Wiedersehen. Zum zweiten Mal lotste Präsident Günter Siebert den Hünen mit dem großen Herzen zu den Knappen, doch auch wegen einer anhaltenden Verletztenmisere bleibt der S04 unter den Erwartungen. Bereits im Frühjahr 1979 ist der Coach wieder Geschichte. Ivica Horvat übernimmt im Anschluss keine Mannschaft mehr und geht zurück nach Kroatien, wo er seinen Lebensabend verbringt und am 27. August 2012 mit 86 Jahren auf der Insel Krk verstirbt.

Stehende Ovationen

In bewegenden Lobreden wurden alle drei Protagonisten gewürdigt: Peter Knäbel, Mitglied des Vorstands und zuständig für Sport, ehrte Ernst Poertgen, Erwin und Helmut Kremers erinnerten sich an Ivica Horvat, und Mitglied Günther Reipen, der Benedikt Höwedes vorgeschlagen hatte, hob die Verdienste des langjährigen Kapitäns hervor. Unter tosendem Applaus nahmen Ernst Poertgens Enkel Stephan und Ivica Horvats eigens aus Kroatien angereiste Tochter Ileana Sambol die Auszeichnungen entgegen.

Mit stehenden Ovationen begleiteten die Mitglieder Benedikt Höwedes auf die Bühne. „Es ist ein Privileg, meinen Namen in dieser Liste zu sehen,“ erklärte er sichtlich gerührt. „Diese Auszeichnung gebührt jedem Einzelnen, dessen Herz für Schalke 04 schlägt. Ohne euch wäre ich nicht der Spieler geworden, der ich geworden bin. Ich teile diese Auszeichnung von ganzem Herzen mit euch. Lasst uns diesen Verein wieder dorthin bringen, wo er hingehört: in die Bundesliga!“