In Gedenken an jüdische Schicksale auf Schalke: Stolpersteine für Familie Rosenberg verlegt

In den 1930er-Jahren sind die Brüder und Geschäftsleute Josef und Julius Rosenberg Förderer und Sponsoren des S04. Doch nur wenige Jahre später werden sie und ihre Familien zu Opfern der nationalsozialistischen Verfolgung. Seit Dienstag (24.6.) erinnern vor ihrem ehemaligen Wohnhaus in der Ringstraße 48 drei Stolpersteine an Feibisch, Chana und Josef Rosenberg - Schalke hilft! übernimmt die Patenschaft.

Die Stolpersteine für Familie Rosenberg werden in einer kleinen Zeremonie geschmückt.

Josef und Julius Rosenberg stammen aus einer großen polnisch-jüdischen Familie, sie haben insgesamt fünf weitere Geschwister. Gemeinsam mit ihren Eltern Feibisch und Chana kommen sie 1921 nach Gelsenkirchen. Hier betreiben die Brüder ein Möbelgeschäft, für das sie später auch in der Schalker Vereinszeitung werben. Nach der Reichspogromnacht am 9. November 1938 sind sie gezwungen, ihr Geschäft aufzugeben.

Das Schicksal von Josef Rosenberg, dem jüngeren der beiden Brüder, bleibt über weite Strecken im Dunkeln. Nach der Abschiebung seiner Verlobten Emilie Schumer anlässlich der sogenannten „Polenaktion“ im Jahr 1938 folgt er ihr freiwillig ins Lager. Dort hei-raten sie. Ende 1939 wird Josef zu einem angeblichen „Arbeitseinsatz“ für eine deutsche Dienststelle aufgefordert – von dort verliert sich seine Spur. Er kehrt nie zurück. Das Amtsgericht Gelsenkirchen erklärt ihn nach dem Krieg für tot.

Sein Vater Feibisch wird ebenfalls im Zuge der „Polenaktion“ im Alter von 77 Jahren nach Polen deportiert. Josef lässt ihm seinen Hausrat nachsenden, doch die Lieferung erreicht ihn nie – deutsche Zollbeamte lassen das Hab und Gut unter dem Vorwand fehlender Dokumente verschwinden. Von 1941 bis 1942 lebte Feibisch Rosenberg im Ghetto von Łódź, danach verliert sich auch in seinem Fall die Spur. Er gilt seitdem als verschollen und wurde später ebenfalls für tot erklärt.

Vorständin Christina Rühl-Hamers betont die Wichtigkeit des Erinnerns bei der Stolperstein-Verlegung.

Chana Rosenberg, Feibischs Ehefrau, darf nach der Abschiebung ihres Mannes zu-nächst in Gelsenkirchen bleiben. Im Jahr 1939 wird sie gemeinsam mit Sohn Julius in sogenannte Judenhäuser zwangsumgesiedelt. Julius gelingt es schließlich, für sie ein Besuchervisum nach Frankreich zu erwirken. Chana flieht über Belgien nach Frankreich, wo sie unter falschem Namen Zuflucht in einem katholischen Kloster findet. Die jüdischen Sabbat- und Essensregeln kann sie dort nicht einhalten – eine große seelische Belastung. Sie überlebt zwar die deutsche Besatzungszeit, stirbt aber am 19. Mai 1945 – kurz nach Kriegsende – an den Folgen von Entkräftung und Kummer über das Schicksal ihrer Familie.

Zum Gedenken an das Schicksal der Familie Rosenberg wurden nun Stolpersteine für Feibisch, Chana und Josef an der Ringstraße 48 verlegt. Ein Stolperstein für Julius Rosenberg war dort bereits 2013 gesetzt worden. Die Gedenkzeremonie, organisiert vom Gelsenzentrum, begann mit einer eindrücklichen Schilderung der Lebenswege der Familienmitglieder.

Die Stolpersteine werden während der Zeremonie verlegt.

Im Namen des FC Schalke 04, der die Patenschaft für die Stolpersteinverlegung mit seiner Stiftung Schalke hilft! übernahm, betonte Vorstandsmitglied Christina Rühl-Hamers anschließend die Bedeutung des Erinnerns: „Als FC Schalke 04 möchten wir aktiv daran teilhaben, dieses wichtige Zeichen der Erinnerungskultur zu setzen und dadurch den Schicksalen jüdischer Schalker im Nationalsozialismus zu gedenken. Die heute verlegten Stolpersteine machen die Spuren unbegreiflicher Unmenschlichkeit sichtbar. Sie sind Erinnerung und Mahnung zugleich. Gerade in unserer heutigen Zeit sehen wir uns mehr denn je in der Pflicht, diese Werte nicht nur zu fordern, sondern sie aktiv zu leben. Ein sichtbares Zeichen dafür sind die Stolpersteine für Feibisch, Josef und Chana Rosenberg.“
Im Anschluss wurden symbolisch kleine Kieselsteine niedergelegt – ein traditioneller jüdischer Brauch – und die Zeremonie mit einem jüdischen Gebet beendet.

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