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Ernst Alexander Auszeichnung
Der FC Schalke 04 hat als erster Bundesligist 1994 den Kampf gegen Rassismus und Diskriminierung in seine Satzung aufgenommen. Damit machen der Verein und seine Mitglieder unmissverständlich klar: Wer andere Menschen ausgrenzt, hat auf Schalke keinen Platz. Kumpel stehen füreinander ein – Schalker machen sich für Menschen stark, die diskriminiert werden. Deshalb hat der Verein die Ernst Alexander Auszeichnung ins Leben gerufen, die erstmalig 2018 verliehen wurde.
Die Auszeichnung
Ernst Alexander war ein jüdischer Spieler des FC Schalke 04, den die Nationalsozialisten in Auschwitz ermordet haben. Der Verein hat sich damals nicht schützend vor seine jüdischen Mitglieder gestellt. Aus der Vergangenheit erwächst eine Verantwortung für die Zukunft. Mit der Ernst Alexander Auszeichnung holt der S04 ihn und alle anderen jüdischen Mitglieder, die entrechtet, verfolgt und ermordet wurden, symbolisch in die Vereinsfamilie zurück. Mit der Auszeichnung ehrt der FC Schalke 04 zudem Menschen, die sich für Integration, Vielfalt und Toleranz einsetzen.
2018 verlieh der FC Schalke 04 die Auszeichnung erstmalig an das Grillo-Gymnasium Gelsenkirchen. Schülerinnen und Schüler haben sich auf Spurensuche nach Westerbork begeben, um dort den Lebens- und Leidensweg von Ernst Alexander nachzuzeichnen. Ihre Erkenntnisse fließen in eine Gedenktafel, die im Rahmen des städtischen Projekts „Erinnerungsorte“ fortan Ernst Alexanders gedenkt. Der Preis wurde anlässlich des Geburtstags von Ernst Alexander am 3. Februar 2018 an die Schule verliehen.
Ausschreibung und Modalitäten
Der S04 und die vereinseigene Stiftung Schalke hilft! schreiben die Ernst Alexander Auszeichnung ab 2018 fortlaufend aus. Damit ehren die Königsblauen öffentliches Engagement für Demokratie, Menschenrechte und ein friedliches Miteinander sowie gegen Rassismus, Diskriminierung, Antisemitismus, Extremismus und Gewalt.
- Einzelpersonen
- Initiativen
- Fanclubs
- Schulen
- Gruppen
- Vereine
- Projektträger
können sich selbst bewerben oder von Dritten vorgeschlagen werden (schalkehilft@schalke04.de).
Bei der Form des Engagements bestehen keine Einschränkungen, es kann zeitlich befristet oder unbefristet sein. Die Jury besteht aus Mitarbeitern der Abteilungen Medien, Kommunikation und PR, Fanbelange sowie von Schalke hilft!.
Die Auszeichnung ist mit 1904 Euro dotiert und wird jeweils rund um den Geburtstag von Ernst Alexander am 5. Februar verliehen.
Der Lebens- und Leidensweg von Ernst Alexander
Eine Karriere in den Reihen des Schalker Kreisels war Ernst Alexander verwehrt. Selbst die Flucht in die Niederlande bewahrte den jüdischen Fußballer nicht vor der Deportation nach Auschwitz.
Ernst Alexander erblickt am 5. Februar 1914 in Gelsenkirchen das Licht der Welt. Er arbeitet im Lebensmittelgeschäft des Vaters, der den Betrieb aber aufgeben muss, als sich die Weltwirtschaftskrise zusammenbraut. Ernst ist in der Folge als kaufmännischer Angestellter im Kaufhaus Carsch tätig, das im Besitz der Brüder Friedrich und Jakob Alexander ist. Verwandtschaftsverhältnisse bestehen allerdings keine.
Er verlässt das Städtische Realgymnasium für Jungen, das heutige Grillo-Gymnasium, am 2. Januar 1929. Ende 1938 flieht er, wahrscheinlich unter dem Eindruck der Reichspogromnacht. Mutter Ella verstirbt am 7. Dezember 1938, nach Angaben von Ernsts Schwester Johanna hat sie wegen der Verfolgung durch die Nazis Selbstmord begangen. Der junge Mann erlebt eine Odyssee von Flüchtlingslager zu Flüchtlingslager. Am 19. Dezember 1938 landet er in Hoek van Holland, ab dem 7. April 1939 wird er in Reuver untergebracht, ehe er am 29. August erneut in Hoek van Holland lebt. Als die Niederlande alle geflüchteten Menschen im zentralen Lager in Westerbork sammelt, gehört Ernst Alexander am 23. November 1939 zu den ersten Bewohnern. Nachdem die Nationalsozialisten 1940 das Nachbarland besetzt haben, funktionieren sie Westerbork umgehend um. Aus dem Lager für Geflüchtete, die Schutz gefunden haben, nun ein Durchgangslager und damit eine Station auf dem Weg in die Vernichtung.
Am 10. Mai inhaftieren sie Ernst Alexander wegen seiner jüdischen Abstammung. Am 15. Juli deportieren ihn die Nazis nach Auschwitz, wo er am 28. August 1942 ermordet wird. Auf dem Totenschein ist, zynisch amtlich testiert durch Lagerarzt Dr. Georg Franz Meyer: Kachexie bei Phlegmone, eine krankhafte Abmagerung samt einer Infektion.
Auch andere Mitglieder der Familie Alexander fallen dem Rassenwahn der Nationalsozialisten zum Opfer: Der Vater Georg wird nach Riga verschleppt, wo er verschollen ist. Ernst Alexanders Schwester Johanna überlebt nach dem Lager Westerbork ein Martyrium in den Konzentrationslagern Stutthof, Theresienstadt und Auschwitz. Ihr Bruder Alfred wird ebenfalls von Westerbork aus deportiert und am 3. Februar 1942 in Mauthausen ermordet.
2024 verliehen an:
SSV Buer 07/28 e.V.
Mit der Ernst Alexander Auszeichnung würdigt der FC Schalke 04 das langjährige und vielfältige Engagement des Gelsenkirchener Amateurvereins für ein buntes, tolerantes Miteinander in einer Stadt, die in den vergangenen Jahrzehnten vom Strukturwandel hart getroffen worden ist.
Bereits 2018 entschied sich die SSV Buer, mit dem „Kick der Kulturen“ ein Fußballturnier zu schaffen, das über die sportliche Betätigung und den Wettbewerb hinaus vor allem Kinder und Jugendliche unterschiedlicher Herkunft, Kulturen und gesellschaftlicher Hintergründe zusammenzubringt. Vielfältige Mitmachaktionen, Musik aus verschiedenen Ländern, Ausstellungen gelungener Integrationsbiografien und offene Gespräche werben seitdem neben einem Jugend-Länderturnier für Demokratie und gelingendes Miteinander. 2025 feiert „Kick der Kulturen“ sein fünfjähriges Jubiläum – die Corona-Pandemie ließ Turniere ausfallen.
Der „Kick der Kulturen“ ist nur eine von vielen Initiativen, mit der sich die SSV Buer engagiert: Im Jahr 2019 brachte der Verein erstmals sportbegeisterte Menschen mit und ohne Migrationshintergrund, quer aus allen Gesellschaftsschichten, im „Sportlichen Café Miteinander“ zusammen, um ein starkes Zeichen für die Bewältigung von Herausforderungen und ein vielfältiges, friedliches und freundschaftliches Miteinander zu setzen. Es findet seitdem in regelmäßigen Abständen sowie aus gegebenem Anlass statt. Speisen und Getränke werden dabei kostenfrei angeboten. Das sportliche Café finanziert sich über Kuchenspenden.
Als an Gelsenkirchener Sportplätzen und weiteren öffentlichen Orten – so auch bei der SSV Buer – Wände mit rechtsradikalen und antisemitischen Inhalten verschandelt wurden, entschied sich der Club, noch einmal konzentriert aktiv zu werden. Die Schmierereien still und leise entfernen zu lassen, kam für den Gelsenkirchener Verein nicht in Frage und macht in der Bewerbung um die Auszeichnung deutlich: „Wir wollten laut sein, unseren Standpunkt klarstellen, schützend vor unserem Verein und unseren Werten stehen und selbst aktiv werden. Und das geschah auch. Gemeinsam mit Vereinsmitgliedern, sowie mit der Oberbürgermeisterin der Stadt Gelsenkirchen, Frau Karin Welge, unserer Kooperationspartnerin AWO UB Gelsenkirchen/Bottrop Bereich Integration, Zuwanderung, Flüchtlinge und Vertretern von Gelsensport, dem FLVW Kreis 12 und dem FLVW wurde die Schmiererei entfernt.“
2023 verliehen an:
Die Städtische Gesamtschule Suderwich aus Recklinghausen
Gemeinsam Haltung zeigen für Respekt und Toleranz: Für Lehrer Matthias Flüß und seine Schüler von der Städtischen Gesamtschule Suderwich aus Recklinghausen eine Selbstverständlichkeit.
Im Unterricht hatten die Sechstklässler über Menschenrechte und Diskriminierung gesprochen. Die Initialzündung für das Projekt: Do it yourself Schülerdemonstration für Toleranz. „Unsere Nationalität? Mensch!“, „Jeder Mensch ist besonders“ oder „Rassismus ist scheiße“ – steht auf ihren Demoplakaten geschrieben. Klare Botschaften, doch der Weg zu diesen Aussagen war eine intensive Auseinandersetzung mit Themen wie sozialer Benachteiligung und Diskriminierung.
Ziel war es, nicht nur die Inhalte zu durchdringen, sondern auch selbst aktiv zu werden, denn politische Teilhabe ist allen möglich. Mit Hilfe des von Matthias Flüß konzipierten Methodik-Koffers können alle interessierten Lehrer ebenfalls eine solche Unterrichtsreihe gestalten.
2022 verliehen an:
Die Gesamtschule Berger Feld in Gelsenkirchen
Mit gleich zwei Projekten zeigt die Schule, die sich in unmittelbarer Nähe der VELTINS-Arena befindet, deutlich Flagge gegen Antisemitismus. Der Projektkurs Geschichte besucht alljährlich die Gedenkstätte in Riga, um das Leid der jüdischen Bevölkerung während der Zeit des Nationalsozialismus für die Schülerinnern und Schüler erfahrbar zu machen. Die Themen des Projektkurses ändern sich dabei jährlich, um die verschiedenen Facetten der NS-Zeit sowie aktuelle Jahres- und Gedenktage abzudecken.
Zudem hat die inklusive Klasse 9.1 einen engagierten Beitrag zur Erinnerungsarbeit geleistet. Sie beschäftigte sich mit dem europaweiten Projekt Stolpersteine, das an die Schicksale der von den Nationalsozialisten verfolgten und ermordeten Menschen erinnert. Daraus entstand bei den Schülerinnen und Schülern die Idee, die Patenschaft für einen Stolperstein zu übernehmen, der an den ermordeten jüdischen Schüler Ernst Levie aus Gelsenkirchen erinnert. Die Schülerinnen und Schüler gestalteten die Gedenkfeier zur Einweihung des Erinnerungsorts in Gelsenkirchen-Ückendorf mit großem Engagement vollkommen eigenständig.
Beide Projekte zeigen, dass die Erinnerungsarbeit zu Themen des Zweiten Weltkriegs zu den Säulen der schulischen Arbeit an der Gesamtschule Berger Feld zählt. Sie verdeutlichen in herausragender Weise das Bekenntnis der Gesamtschule zu einem friedlichen, demokratischen Miteinander.
2021 verliehen an:
Landesarbeitsgemeinschaft der Fanprojekte NRW e.V. unter der Leitung von Patrick Arnold und Klaus-Dieter Seiffert, Gelsenkirchener Inklusionsaktivist
Das Engagement der Landesarbeitsgemeinschaft der Fanprojekte NRW e.V. gestaltet sich vielfältig, neben dem Kampf gegen Antisemitismus werden mithilfe teils neu entwickelter Formate viele weitere Diskriminierungsformen sichtbar gemacht, um deren Auswirkungen durch präventive Angebote zu reduzieren. Jüngste Projektbeispiele sind die Fortbildungen zum Thema Gedenkstättenarbeit in der NS-Gedenkstätte Mittelbau-Dora sowie eine Bildungsreise nach Prag und Theresienstadt. Aus dem Projekt „Erinnerungsorte“ sind an allen 15 Mitgliedsstandorten Touren entstanden, bei denen sich die jugendlichen Besucher beim Rundgang durch die eigene Stadt durch einen völlig neuen Blickwinkel dem Thema Nationalsozialismus nähern.
Inklusionsaktivist Klaus-Dieter Seiffert hat aus aktuellem Anlass eine Beratungsstelle gegründet. Die Corona-Krise ist eine gesamtgesellschaftliche Belastungsprobe, die einige allerdings noch stärker einschränkt als andere, dazu zählen hörgeschädigte Menschen. Allein in Gelsenkirchen leben 300 Gehörlose und 42.000 Schwerhörige. Oftmals können einfache Besuche beim Arzt, der Post, Apotheke oder bei Behörden nicht mehr stattfinden. Bereits vor der Pandemie gab es zahlreiche Hürden für Betroffene, doch nun können sie aufgrund der Maskenpflicht nicht mal mehr von den Lippen ablesen. Klaus-Dieter Seiffert unterstützt bei der Informationsbeschaffung, erläutert die Corona-Warn-App und stellt Kontakte zu Ärzten, Einrichtungen sowie Behörden her. Er erhält die Sonderauszeichnung für stille Corona-Helden.
2020 verliehen an:
Rosa-Parks-Schule, Gesamtschule der Stadt Herten
Die Schule setzt sich in herausragender Weise im Sinne ihrer Namenspatin, der amerikanischen Bürgerrechtlerin Rosa Parks, für ein friedliches Miteinander der Menschen ohne Rücksicht auf ihre Herkunft, Hautfarbe, Religion und sexuelle Orientierung, also für Integration und Demokratie ein. Neben Antirassismus-Projekten und der Auseinandersetzung mit dem Holocaust stechen die Feiern anlässlich des Geburtstags von Rosa Parks hervor: Bereits 2010 hat die Schule den Rosa-Parks-Award ins Leben gerufen, der jährlich denjenigen Schüler*innen, Lehrer*innen oder Eltern verliehen wird, die vorbildlich im Sinne von Rosa Parks gehandelt haben.
2019 verliehen an:
Internationaler Unternehmerverband RuhrStadt e.V., Gelsenkirchen
Weil Bildung und Sprache die Schlüssel zur Integration sind, hat der Internationale Unternehmerverband RuhrStadt e.V. die „Reisegefährten“ initiiert. Junge Menschen, die nach Flucht aus ihrer Heimat das Gelsenkirchener Max-Planck-Gymnasium besuchten, haben durch ein eigenes Theaterstück Sicherheit in der deutschen Sprache gefunden und gelernt, sich in der neuen Kultur zurechtzufinden. Als Initiator, Sponsor und Brückenbauer hat der IntUV Ruhrstadt e.V. einen bemerkenswerten Beitrag zur Integration geleistet.
2018 verliehen an:
Grillo-Gymnasium, Gelsenkirchen
Schülerinnen und Schüler haben sich auf Spurensuche zum ehemaligen Durchgangslager Westerbork in den Niederlanden begeben, um dort den Lebens- und Leidensweg des jüdischen Schalker Fußballers Ernst Alexander nachzuzeichnen, den die Nationalsozialisten in Auschwitz ermordet haben. Ihre Erkenntnisse sind in einer Gedenktafel eingegangen, die im Rahmen des städtischen Projekts „Erinnerungsorte“ fortan Ernst Alexanders gedenkt.
Info
Der Lebens- und Leidensweg von Ernst Alexander
Eine Karriere in den Reihen des Schalker Kreisels war Ernst Alexander verwehrt. Selbst die Flucht in die Niederlande bewahrte den jüdischen Fußballer nicht vor der Deportation nach Auschwitz.
Ernst Alexander erblickt am 5. Februar 1914 in Gelsenkirchen das Licht der Welt. Er arbeitet im Lebensmittelgeschäft des Vaters, der den Betrieb aber aufgeben muss, als sich die Weltwirtschaftskrise zusammenbraut. Ernst ist in der Folge als kaufmännischer Angestellter im Kaufhaus Carsch tätig, das im Besitz der Brüder Friedrich und Jakob Alexander ist. Verwandtschaftsverhältnisse bestehen allerdings keine.
Er verlässt das Städtische Realgymnasium für Jungen, das heutige Grillo-Gymnasium, am 2. Januar 1929. Ende 1938 flieht er, wahrscheinlich unter dem Eindruck der Reichspogromnacht. Mutter Ella verstirbt am 7. Dezember 1938, nach Angaben von Ernsts Schwester Johanna hat sie wegen der Verfolgung durch die Nazis Selbstmord begangen. Der junge Mann erlebt eine Odyssee von Flüchtlingslager zu Flüchtlingslager. Am 19. Dezember 1938 landet er in Hoek van Holland, ab dem 7. April 1939 wird er in Reuver untergebracht, ehe er am 29. August erneut in Hoek van Holland lebt. Als die Niederlande alle geflüchteten Menschen im zentralen Lager in Westerbork sammelt, gehört Ernst Alexander am 23. November 1939 zu den ersten Bewohnern. Nachdem die Nationalsozialisten 1940 das Nachbarland besetzt haben, funktionieren sie Westerbork umgehend um. Aus dem Lager für Geflüchtete, die Schutz gefunden haben, nun ein Durchgangslager und damit eine Station auf dem Weg in die Vernichtung.
Am 10. Mai inhaftieren sie Ernst Alexander wegen seiner jüdischen Abstammung. Am 15. Juli deportieren ihn die Nazis nach Auschwitz, wo er am 28. August 1942 ermordet wird. Auf dem Totenschein ist, zynisch amtlich testiert durch Lagerarzt Dr. Georg Franz Meyer: Kachexie bei Phlegmone, eine krankhafte Abmagerung samt einer Infektion.
Auch andere Mitglieder der Familie Alexander fallen dem Rassenwahn der Nationalsozialisten zum Opfer: Der Vater Georg wird nach Riga verschleppt, wo er verschollen ist. Ernst Alexanders Schwester Johanna überlebt nach dem Lager Westerbork ein Martyrium in den Konzentrationslagern Stutthof, Theresienstadt und Auschwitz. Ihr Bruder Alfred wird ebenfalls von Westerbork aus deportiert und am 3. Februar 1942 in Mauthausen ermordet.