Seite an Seite: Die Freundschaft zwischen den Ultra-Gruppen

Am 24. November 2018 haben Ultras Gelsenkirchen alle Hände voll zu tun: 50.000 Pappen und schwarz, rot, blau und weiß müssen verteilt werden, 65.000 Infoflyer auf den Plätzen bereitliegen. Tausende Meter Folien, Farben und Klebeband werden verarbeitet. Ziel ist nichts weniger als die erste Ganzstadion-Choreo Deutschlands gemeinsam mit den Fans des 1. FC Nürnberg. Als kurz vor dem Anpfiff alle Zuschauer ihre Pappen in den Himmel strecken, verwandelt sich die VELTINS-Arena in ein riesiges Farbenmeer: Gänsehauterlebnis.

Choreo Schalke und der FCN

Ihren Ursprung hat diese Choreo in einer Darbietung auf der Gegengerade aus der Saison 2002/2003, auch damals mit dem Banner-Spruch: „Tradition ist nicht Asche bewahren, sondern die Weitergabe des Feuers“. Es ist das Leitmotiv der Fanfreundschaft, zu der sich Ultras Gelsenkirchen (UGE) und Ultras Nürnberg (UN) seit gut 18 Jahren bekennen. Während beide Fanlager bereits seit Jahrzehnten eng verbandelt sind, entwickelte sich die Freundschaft zwischen den Ultra-Gruppierungen holperig. Heute sucht sie in ihrer Intensität ihresgleichen.

Was viele nicht wissen: Diese Freundschaft drückt sich nicht nur in Stadion-Choreografien aus. Der Kontakt ist so engmaschig, dass über die Jahre viele gute Freundschaften, sogar Ehen daraus entstanden sind. Regelmäßig fahren Anhänger hin und her, um den jeweils anderen Verein bei den Heimpartien, aber auch auswärts zu unterstützen, wenn es der Spielplan zulässt. In Ausnahmesituationen, wie bei Trauerfällen, Unterstützung für erkrankte Mitglieder oder Inhaftierte, rückt die Szene noch enger zusammen – Solidarität wird demonstriert. Die Beispiele dafür sind zahlreich: Nach dem unerwarteten Tod von UGE-Mitglied Drüse bekundeten Ultras Nürnberg mit einem Trauerkranz an der UN-Zaunfahne auf beeindruckende Weise ihr Beileid für die Gefährten aus Gelsenkirchen.

Ultras GE und Nürnberg

Bei dem Wunsch auf Umbenennung des Frankenstadions ins heutige Max-Morlock-Stadion haben UGE die Freunde in ihrer Kampagne öffentlich unterstützt. Aktuell steht aus Sponsoring-Gründen erneut eine Namensänderung im Raum, gegen die UN sich stark machen. Auf dieses Engagement der Freunde weisen auch UGE auf Ihrer Homepage hin. Zudem sind gemeinsame Solidaritätsaktionen mit karitativem Hintergrund keine Seltenheit. Gerade in der Pandemie setzen sich beide mit Hilfsaktionen für sozial Schwache ein, zudem traditionell in der Vorweihnachtszeit.

Und so schwer es von außen scheint, ins Zentrum dieser Fan-Gruppierungen vorzudringen, so transparent kommunizieren sie über ihre jeweiligen Internetseiten ihr soziales Engagement sowie Solidaritätsaktionen und erläutern ihre Haltung zum aktuellen Geschehen wie zu vereinspolitischen Entscheidungen. Mancher Stadionbesucher stößt sich bisweilen an einzelnen Aussagen oder Aktionen, da Ultras eine klare Haltung demonstrieren, doch das Gros begeistern die Choreografien und die Stimmung, die sie als Teil der aktiven Fanszene erzeugen. Für einen genaueren Einblick rund um das Engagement von UGE und UN im Stadion und außerhalb lohnt ein Blick ins Internet.

Weitere Infos gibt es auf ultras-ge.de und faszination-nordkurve.de

Choreo kostete rund 23.000 Euro

Die Choreografien benötigen genaue Konzipierung sowie akribische Vorbereitung und erzeugen darüber hinaus erhebliche Kosten. Finanzielle Unterstützung durch den S04 lehnen UGE grundsätzlich ab, weshalb sie am Spieltag, aber auch über ein zweckgebundenes Konto Spenden sammeln. Für Transparenz hinsichtlich der Verwendung veröffentlichen sie jeweils eine genaue Kostenaufstellung. Für die Ganzstadion-Choreografie in der Saison 2018/2019 waren beispielsweise rund 23.000 Euro notwendig.

Alles zu Schalke und dem FCN finden Vereinsmitglieder ebenso wie zahlreiche historische und auch aktuelle Fotos zur Fanfreundschaft im neuen Schalker Kreisel, exklusiv in der App oder als Desktop-Version.

Schalker Kreisel

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