Torsten Fröhling: Euphorie aus dieser Saison in die Regionalliga mitnehmen

Der S04 ist wieder da: in der Regionalliga. Mit einem deutlichen 7:0 gegen die Sportfreunde Siegen machte die U23 den Aufstieg am Ostermontag frühzeitig perfekt, drei Spieltage später besiegelten sie die Meisterschaft. Am Ende weisen die Knappen nach 34 Spieltagen eine Bilanz von 27 Siegen, vier Remis und nur drei Niederlagen auf. Im Interview mit knappenschmiede.de spricht der U23-Coach über die Herausforderungen der Mission Aufstieg, den Zusammenhalt der Mannschaft und die Regionalliga-Pläne.

Torsten, was war im vergangenen Sommer das Besondere, das Reizvolle für dich, die Herausforderung auf Schalke anzunehmen?
Ich habe mir damals die Situation vor Augen geführt: Eine Schalker U23-Mannschaft in der Oberliga – das geht nicht. Was ist da los? Ich habe ja schon häufiger in diesem Bereich gearbeitet, bei Holstein Kiel oder auch bei 1860 München. Das ist einfach ein toller Übergangsbereich, in dem ehrlicher Fußball gespielt wird. Die Jungs kommen aus dem Nachwuchs und wollen den nächsten Schritt gehen. Aber dazu kommen Faktoren wie Schule, Ausbildung, Clique, Freundin und so weiter. Und das alles zu sortieren, um den Schritt ins Profi-Geschäft zu machen, ist eine absolut interessante Aufgabe. Das ist genau mein Ding.

Wie muss man sich deine Anfangszeit im Sommer 2018 vorstellen?
Als Tomasz Waldoch und ich dazu gekommen sind, hat man hat direkt im Verein gespürt, dass es ein ganz klares Ziel gab. Auch wenn wir den Aufstieg dieses Mal extern nicht so offensiv als Ziel formuliert haben, stand intern fest: Eine U23 auf Schalke gehört einfach in die Regionalliga. Darauf haben wir vom ersten Tag an hingearbeitet. Manager Gerald Asamoah und Scout Manfred Dubski haben auch wirklich in kurzer Zeit eine gute Mannschaft zusammengestellt. Ganz entscheidend war dabei, dass unsere Spieler wissbegierig, charakter- und willensstark sind. Das ist etwas Besonderes, auch wenn man das von U-Teams häufig erwartet und diese Einstellung bei jungen Spielern voraussetzt.

Welche Widrigkeiten galt es dabei einzukalkulieren?
Priorität hatte für uns, bis Dezember möglichst viele Punkte zu sammeln. Denn es kann immer passieren, dass im Januar grundlegende Einschnitte stattfinden. Aus Sicht eines anderen Vereins hätte ich mich gerne an dieser Mannschaft bedient. Aber da wir „nur“ in der Oberliga unterwegs waren, haben wir uns wohl unter dem Radar vieler Clubs bewegt. Und es gibt natürlich positive Widrigkeiten, zu denen ich die Situation zähle, dass wir mit unseren Spielern oftmals in der Profimannschaft ausgeholfen haben. Dadurch hatten wir nur einen kleineren Kader zur Verfügung, durch das Punktepolster gab es aber nie wirklich Probleme. Denn eins ist klar: Die Profis gehen immer vor. Aber wir wollten ungeachtet dieser Umstände natürlich genauso erfolgreich sein wie zuvor.

Nun liegt eine Saison hinter den Königsblauen, in der die U23 die Oberliga Westfalen vom Start weg dominiert hat. Was hat die Mannschaft dabei ausgezeichnet?
Der Zusammenhalt war richtig stark. Ich kann keinen Vergleich zum Vorjahr ziehen, aber in der jetzigen Mannschaft stimmte die Mischung vom ersten Tag an. Christian Eggert ist als Kapitän ganz schnell zu einer ganz wichtigen Figur geworden, obwohl er auch von außerhalb kam. Das Team hat auch außerhalb des Platzes viel gemeinsam unternommen, ob es nun eine Kanufahrt oder ein Grill-Nachmittag mit den Familien war. So etwas schweißt zusammen.

Nun haben in diesem Jahr mit Nassim Boujellab und Jonas Carls zwei U23-Spieler einen Profivertrag unterzeichnet, weitere Akteure wie Haji Wright oder George Timotheou kamen für die Profis zum Einsatz. Welchen Stellenwert hat eine solche Durchlässigkeit für Sie als Trainer einer Zweiten Mannschaft?
Grundsätzlich ist es für die Spieler nicht so einfach, wie man denkt. Deshalb freut uns der Schnitt natürlich sehr und bestätigt die Arbeit in den U-Teams. Ich erinnere mich noch, als ich Trainer beim FC St. Pauli war. Da hieß es, dass der ganze Verein von der U12 bis zur U21 gut gearbeitet hat, wenn ein einziger Spieler den Sprung in die Profimannschaft schafft. Dass es mit den genannten Spielern und dazu noch mit Ahmed Kutucu aus der U19 gleich fünf Akteure geschafft haben, unterstreicht, wie gut die Arbeit bei Norbert Elgert und seinem Team in der U19 und auch bei uns zuletzt war.

Also ist die U23 auch in Zukunft der letzte wichtige Schritt auf dem Weg ins Profigeschäft?
Das ist ja der normale Werdegang. Und ich weiß, dass sich viele Vereine, die ihre U23 abgeschafft haben, über diese Entscheidung nun ärgern. Wenn ich aus der U19 nicht alle talentierten Spieler sofort hochziehen kann, muss ich den Profikader ja vorsorglich ein wenig voluminöser aufbauen, um Ausfällen vorzubeugen. Da gibt es keinen Unterbau, der kurzfristig aushelfen kann. Und U19-Spieler, die mitten im Abitur stecken, kann man auch nicht einfach verleihen. Außerdem: Die Spielpraxis bleibt für junge Spieler das Wichtigste. Und wenn sie diese in der Profi-Mannschaft nicht erhalten, dann kommen sie eben ganz einfach zu uns.

Zweite Mannschaften leben generell von einer hohen Spieler-Fluktuation. Wie siehst du diese Herausforderung, immer wieder neue Spieler zu integrieren?
In der Bundesliga läuft das ja nicht viel anders, auch dort kommen jedes Jahr vier, fünf Neue dazu. Unser mittelfristiges Ziel ist es, in jedem Jahr einen hohen Prozentsatz der Altjahrgänge aus der U19 zu übernehmen und dazu zwei, drei Führungsspieler länger zu halten, die richtig gut in unser Team passen. Und wenn hin und wieder ein Top-Talent aus dem Ausland kommt, bindest du es natürlich ein. Sind dann drei Jahre um, haben die Spieler hochwertige Erfahrungen im Seniorenfußball gesammelt und sind gerade mal Anfang 20. Dann sieht man, wohin die Reise geht.

Wie sehen nun die Pläne für die Regionalliga aus?
Wir wollen schnell in der Regionalliga ankommen, uns dort gut präsentieren und die Euphorie aus dieser Saison mitnehmen. Als Aufsteiger hast du naturgemäß die Priorität, die Liga zu halten, keine Frage. Aber darüber hinaus wollen wir eine gute Rolle spielen. Unsere Spieler sollen sich in einem professionellen Umfeld gut entwickeln können, und wenn wir dann den einen oder anderen Spieler in den Profibereich bringen können, haben wir alles richtig gemacht. Wir freuen uns für jeden, der seine Chance nutzt.

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