Die ersten Pionierinnen in Königsblau

Zur Saison 2020/2021 hat der FC Schalke 04 eine Frauenfußballabteilung gegründet – zum zweiten Mal in seiner Geschichte. Bereits von 1975 bis 1987 spielten Frauen für Königsblau Fußball: konstant erfolgreich und gegen alle Widerstände.

Frauenfußball-Historie auf Schalke

Als Regina Klose und Marion Molenkamp den Ascheplatz der Spiel- und Sportvereinigung Buer 07/28 betreten, überkommen die ehemaligen Schalkerinnen Erinnerungen. Ihr Blick fällt auf den anliegenden Rasenplatz: „Selbst heute ist er durch den Zaun nicht einfach zugänglich. Was haben wir Frauen damals dafür kämpfen müssen, wenn wir mal auf Rasen spielen wollten“, erinnert sich Klose kopfschüttelnd. Als der Fotograf ein Spielgerät fürs Foto holt, können die beiden – Jahrgang 1953 beziehungsweise 1955 – nicht an sich halten und passen sich nach mehr als 30 Jahren wieder zielsicher den Ball zu.

Die Grundsteinlegung erfolgt 1974 ganz in der Nähe von Schalke. In Deutschland erlaubt der Deutsche Fußball-Bund (DFB) gerade mal seit vier Jahren die Bildung von Frauenteams. Wegen ihrer angeblich „schwächeren Natur“, so damals die offizielle Begründung, müssen sie anfänglich eine halbjährige Winterpause einhalten, Stollenschuhe sind verboten, die Bälle kleiner und leichter als bei den Männern. Auch 90 Minuten Fußball traut man Frauen noch nicht zu. Ihre Spielzeit beträgt zunächst 70, später 80 Minuten.

1974 wird die erste Deutsche Meisterschaft ausgerichtet

Von derartigen Sorgen um ihre physische Konstitution unbeeindruckt zeigen sich in Gelsenkirchen die Fußballerinnen der DJK Eintracht Erle. Als 1974 der DFB erstmals eine Deutsche Fußballmeisterschaft für Frauen ausrichtet, schafft Erle es über die Westfalenmeisterschaft und diverse Gruppenspiele ins Finale. Dort stehen die Gelsenkirchenerinnen am 8. September im Mainzer Bruchwegstadion vor rund 4000 Zuschauern dem TuS Wörrstadt gegenüber. Nach einer 0:4-Niederlage reisen unter anderen Regina Klose und Marion Molenkamp als Vizemeisterinnen ins Ruhrgebiet zurück.

Angesichts dieser Leistung des Nachbarclubs kann sich Günter Siebert Frauenfußball auch bei den Königsblauen sehr gut vorstellen. Der Bundesliga-Skandal, in den der S04 verstrickt ist, schlägt medial immer noch hohe Wellen. Erfolgserlebnisse könnten die Schalker gut gebrauchen. Und warum kleine Brötchen backen? Schalkes Präsident fährt kurzerhand zu Eintracht Erle und bittet um die komplette Übernahme der Frauenabteilung, die die Erste und eine Zweite Damenmannschaft umfasst. Sein Ass im Ärmel: Der Trainer der Ersten ist eigentlich Schalker. Lothar Dembinski spielt bei den Knappen-Amateuren und wirbt seinerseits für den Vereinswechsel. Die Erler brauchen nicht lange zu überlegen.

Welchen Kuhhandel Siebert mit Erle eingeht, was beim ersten offiziellen S04-Spiel überraschend fehlt, und wie die Männer-Teams reagieren, als ihre Frauenmannschaften von den Schalker Frauen „vermöbelt“ werden – all das lesen Mitglieder im neuen Schalker Kreisel, der zum Heimspiel gegen Bremen verschickt wurde und zudem digital abrufbar ist.

Schalker Kreisel-App