Dieter Burdenski im Kreisel-Interview: Dann fühlst du dich wie ein Spion

Sohn des königsblauen Meisterspielers Herbert Burdenski, Bremer Legende, Nationaltorhüter – und bis heute Schalker: Dieter Burdenski hat eine Menge zu erzählen. Anlässlich seines 70. Geburtstags Ende November tat er dies im großen Interview mit dem Schalker Kreisel.

Herbert und Dieter Burdenski

Wie war der junge Dieter Burdenski?
Recht konstant. Und ich habe niemals von der Mittellinie aus ein Tor reinbekommen. Auf der Linie war ich meiner Meinung nach überragend, dazu fußballerisch weiter als die meisten Torhüter heute, da wurde auch 20 Meter vor dem Strafraum gegrätscht, wenn‘s sein musste. Dafür war meine Strafraumbeherrschung – na ja, als Nationaltorhüter kann ich ja nicht „schlecht“ sagen – mittelmäßig. Die habe ich nie zu hundert Prozent hingekriegt.

Hat Ihr Vater Sie als Experte kritisch begleitet?
Mein Vater hat mich selten spielen gesehen, weder in der Jugend noch später. Das hatte mehrere Gründe. Es war die Nachkriegszeit, in der jeder versucht hat zu überleben. Er hat meist bis spätnachmittags in der Zigarettenfirma Brinkmann gearbeitet und abends bei Werder das Training geleitet. Auch als er später Zweitligisten gecoacht hat, musste er teilweise morgens noch anderweitig arbeiten, an Wochenenden waren die Spiele. Im Jugendbereich hat er von mir keine zehn Auftritte erlebt.

Wenn man aber als Sohn in die Kabine kommt und in der Mannschaft plötzlich die Gespräche abbrechen oder andere Themen gesucht werden, dann fühlst du dich wie ein Spion.

Dieter Burdenski

In Bremen war er zwischendurch immerhin Ihr Trainer. So was kann eine schwierige Konstellation für beide Seiten darstellen.
Da er um meine ausbaufähige Strafraumbeherrschung wusste, hat er mich sehr oft mit Gegenspielern trainieren lassen. In dieser Zeit habe ich mich auch wesentlich verbessert. Leistungsmäßig musste ich mir keine Sorgen machen, ich gehörte bereits zu den besten drei deutschen Torhütern. Wenn man aber als Sohn in die Kabine kommt und in der Mannschaft plötzlich die Gespräche abbrechen oder andere Themen gesucht werden, dann fühlst du dich wie ein Spion – dabei ist ja das Gegenteil der Fall, nämlich dass man zu Hause gar nichts erzählt. Das war eine schwierige Zeit, auch als mein Vater ein halbes Jahr später abgeschossen wurde. Ich musste schließlich trotzdem weiter meine Leistung abrufen.

Hat Sie das abgehärtet?
Es hat mich reifen lassen. Ich war nie so blauäugig, Beifall und Schulterklopfer allzu ernst zu nehmen.

Nach drei Jahren im Schalker Nachwuchs stiegen Sie 1969 zu den Profis auf. Ihre königsblaue Kaderkarriere umfasst zwei Jahre, aber nur drei Spiele. Standen Ihnen zu große Namen im Weg?
Mit Norbert Nigbur und Josef Elting hatten wir zwei gute Torhüter. Wenn einer sich verletzte, war ich der Ersatz, habe sonst bei den Amateuren mitgespielt. Im zweiten Jahr erhielt ich ein paar Einsätze mehr, habe das Pokal-Halbfinale gegen den 1. FC Köln bestritten und in allen Partien überragend gehalten. Darauf kamen Angebote von 1860 München, vom 1. FC Köln, Hertha BSC. Das meiste Geld bot mir der Wuppertaler SV, den Scheck hatte ich schon zu Hause liegen; aber Zweite Liga, wenn auch als Aufstiegsaspirant, wollte ich nicht.

Warum ihn Schalkes Fans als Keeper von Arminia Bielefeld an der Glückauf-Kampfbahn bedrohten, wie er bei Werder Bremen zum Ehrenspielführer aufstieg, und wie sein Abenteuer als Investor beim polnischen Club Korona Kielce verlief – all das lesen Mitglieder im neuen Schalker Kreisel, der zum Heimspiel gegen Bielefeld verschickt wurde und zudem digital abrufbar ist.

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