Torsten Fröhling: Wir sind zusammengewachsen

Als einziges Team der Knappenschmiede konnte die U23 ihre Hinrunde in dieser Saison beenden. 20 Spiele absolvierte die Mannschaft um Chef-Trainer Torsten Fröhling in der Regionalliga West. Mit 30 Punkten geht es in die kurze Winterpause. Vorher zieht Fußballlehrer Fröhling im Interview auf knappenschmiede.de noch einmal Bilanz.

Torsten Fröhling, wir blicken alle auf ein außergewöhnliches Jahr, geprägt von der Corona-Pandemie, zurück. Wie glücklich warst du darüber, als ihr vor wenigen Wochen erfahren habt, dass der Spielbetrieb der Regionalliga West fortgesetzt wird?
Ich war sehr glücklich über die Entscheidung und vor allem dankbar, dass wir diese Hinrunde zu Ende spielen konnten. Zum Training gehört Wettkampf. Aber jede andere Entscheidung hätte vermutlich auch bedeutet, dass wir den Trainingsbetrieb einstellen müssen. Das wären dann verlorene Wochen und Monate gewesen, in denen sich die Spieler hätten entwickeln können. Wir bilden aus. Zuhause im Wohnzimmer kann sich kein Spieler weiterentwickeln. Da wir schon ab März mehrere Wochen den Trainings- und Spielbetrieb ausgesetzt haben, waren wir alle sehr froh, dass wir unter Einhaltung der Hygienemaßnahmen und regelmäßigen Corona-Testreihen mit der Wettkampfpraxis in Form von Geisterspielen weitermachen konnten.

Das Team steht gut in der oberen Tabellenhälfte da. Wie lautet dein Fazit der Hinrunde? Bist du einverstanden mit der Leistung und Punktausbeute?
Ich bin mit unserer Spielweise und der Spielidee auf jeden Fall einverstanden. Die Jungs machen Fortschritte und setzen unsere Vorgaben gut um. Wir spielen sehr offensiv und erspielen uns viele Chancen. Körperlich können wir diese mutige Spielweise und unser Gegenpressing über 90 Minuten durchziehen. Womit ich nicht zufrieden bin, ist die Verwertung unserer Tormöglichkeiten und die damit verbundene Punktausbeute. Wir haben insgesamt zu viele Punkte liegen gelassen. In Spielen wie gegen Wiedenbrück, Ahlen, Lotte und Bergisch-Gladbach haben wir nur unentschieden gespielt. Gegen Straelen und Wuppertal sogar verloren. Das sind Dinge, die dürfen in der Häufigkeit nicht passieren. Aber nichtsdestotrotz: Eine U23 entwickelt sich immer weiter, weshalb ich guter Dinge bin, dass wir in der Rückrunde noch stärker werden.

Und wie hat sich die Mannschaft deiner Meinung nach entwickelt? Was zeichnet dein Team aus?
Ganz klar: wir sind zusammengewachsen. Mit einem einigermaßen großen Kader sind wir in die Saison gestartet. Nicht alle Spieler haben ihre Spielpraxis bekommen. Trotzdem haben sie sich beispielweise bei Siegen extrem mitgefreut, obwohl sie auf der Bank saßen oder nicht im Kader standen. Jeder hat seine Ziele, keiner hat sich gehen lassen. Aufgrund von Verletzungen und Abstellungen zu der Ersten Mannschaft wurde der Kader im Laufe der Saison kleiner. Spieler, die erst zum Ende der Saison reingeworfen wurden, haben ebenfalls nochmal einen Schritt nach vorne gemacht. Die Mentalität in der Mannschaft stimmt. Deswegen macht mir die Arbeit hier auch so viel Spaß.

Ihr habt jetzt nach der Hinrunde 20 Spiele absolviert. Spürt man die hohe Anzahl der ersten Saisonhälfte schon?
Ich spüre sie nicht. (lacht) Aber die Spieler natürlich schon. Man hat gemerkt, dass die Spieler in den letzten zwei, drei Wochen mental entspannter wurden. Ich halte aber nichts davon, die Belastung runterzufahren. Dann wird man vom Kopf her faul. Wir haben unseren Plan bis zum Schluss ordentlich durchgezogen. Neben den 20 Spielen in etwas mehr als drei Monaten haben wir sehr viel trainiert. Das war schon brutal. Aber wir haben das gut hinbekommen. Wir hatten keine muskulären Verletzungen, nur aus dem Zweikampfgeschehen heraus – darauf sind wir schon stolz.

Welches Spiel aus der Hinserie wird dir wohl in besonderer Erinnerung bleiben?
Das sind mehrere. Eines unserer besten Spiele war gegen die Zweite Mannschaft von Borussia Mönchengladbach. Am Ende haben wir zwar verloren, aber die Leistung und Bereitschaft stimmte. Es war ein gutes Spiel von uns. Aber auch die Partie gegen die U23 vom 1. FC Köln, welche wir 3:0 gewonnen haben, wird mir positiv in Erinnerung bleiben. Wir waren sehr dominant und haben die Tore zum richtigen Zeitpunkt gemacht. Kampfspiele wie gegen Fortuna Köln hatten auch was. Das war richtiger Männersport mit Geschrei und Gemotze. Viele Zweikämpfe, gegen die wir uns wehren mussten. Wir gingen zunächst in Rückstand, aber in letzter Minute fiel noch der Ausgleich. Die Freude über den Punktgewinn war am Ende dementsprechend groß.

Und über welche Partie hast du dich am meisten geärgert?
Spiele wie gegen Wuppertal, Straelen oder Lotte haben mich geärgert. Da waren wir einfach nicht konsequent genug. Das waren Lernphasen für die Jungs, aber auch wir haben uns natürlich hinterfragt. Wie kriegen wir es hin, dass die Spieler solche Spiele genauso annehmen, als wenn sie gegen Ligafavoriten wie Essen spielen?

Mit Matthew Hoppe und Jan Luca Schuler durften zwei U23-Spieler in dieser Saison Bundesliga-Erfahrung sammeln. Wie stolz hat euch das gemacht?
Das hat uns als Trainerteam, aber auch die Mitspieler sehr stolz gemacht. Immer wieder trainieren Spieler von uns bei den Profis mit. Die Verbindung ist sehr eng. Wenn wir helfen können, dann tun wir das. Das gehört zu unserem Hauptjob. U23-Spieler, die Erfahrung in der Bundesliga sammeln dürfen, tauchen in eine andere Welt ein. Sie sollen es genießen, müssen aber auch lernen, sich durchzusetzen.

Bereits am 16. Januar 2021 geht es für euch mit dem ersten Ligaspiel der Rückrunde gegen Borussia Mönchengladbach U23 weiter. Was sind eure Ziele für die Rückrunde?
Wir haben nur eine kurze Vorbereitung. Wir werden alle ein paar Tage im engsten Kreis der Familie entspannen können. Da freuen sich alle drauf. Für die Rückrunde haben wir uns vorgenommen, uns immer weiter zu verbessern. Wir wollen Spieler so weiterentwickeln, dass sie sich im Profigeschäft durchsetzen können.

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