Schalker mit Behinderungen - Interview mit Timon

Vor ein paar Wochen hat mich Timon Scheuer angeschrieben. Timon ist 18 Jahre alt und sitzt im Rollstuhl. Eigentlich wollte er sich nur mal erkundigen ob es in unserer Region noch weitere Schalker mit Behinderungen gibt. Im Laufe unseres Gesprächs entstand die Idee ein Interview für den MB-Newsletter zu führen, quasi als Aufruf an andere Schalker in ähnlicher Situation, sich zu melden um ein Netzwerk aufzubauen und sich gegenseitig zu unterstützen.

Hallo Timon, wo kommst Du her und was machst Du beruflich?

Hallo Sven, ich komme aus Merzig und werde im Sommer 2018 mein Abitur machen.

Wie bist Du denn Schalker geworden?

Das ist eigentlich relativ schnell erklärt. Als ich in der 3. Klasse war haben alle angefangen, sich für Fußball zu interessieren. Ich habe mit meinem Papa öfter darüber geredet und er sagte mir, dass er Schalke sehr mag. Kurz darauf hat er mir ein Trikot geschenkt und dann wars um mich geschehen ;).

Was ist Deine schönste Erinnerung als Schalker?

Mein aller erster Stadionbesuch. Das war im Sommer 2009 bei einem Benefizspiel in Saarbrücken. Ich hatte durch Zufall VIP – Karten und könnte ein Foto mit meinem damaligen Idol Manuel Neuer machen.

Wenn Du ein Heimspiel besuchen willst, hast Du ja ganz andere Hürden zu überwinden als nur den zeitlichen Aufwand und die vielen Hunderte Kilometer. Erzähl doch mal, wie so eine Tour aussieht und was alles dafür im Vorfeld zu planen ist.

Naja als aller erstes musst du natürlich Karten bekommen. Wenn man mal davon ausgeht, dass man nicht am selben Tag zurück fährst, brauchst du natürlich ein Zimmer. Barrierefreie Zimmer sind natürlich deutlich kostenintensiver als normale Zimmer. Zudem bin zumindest ich auf eine Begleitperson angewiesen, da ich noch kein Auto habe. Somit bin ich immer davon abhängig, ob mein Vater oder ein Freund Zeit und Lust hat und kann nicht selbstständig und spontan ein Spiel schauen.

Unsere geliebte Arena hat einige Rollstuhlfahrerplätze. Wie ist der Verein denn aus Deiner Sicht für Rollstuhlfahrer aufgestellt. Gibt es überhaupt genug entsprechende Plätze? Hast Du eine Chance eine Cola und eine Bratwurst (o.ä.) in der Halbzeit zu bekommen?

Es gibt insgesamt 98 Plätze für Rollstuhlfahrer. In der Bundesliga ist das Standard. Was Schalke von vielen anderen Vereinen unterscheidet, ist die gute Organisation. Es gibt z.B. Keine Dauerkarten, was bedeutet, dass jeder die Chance auf einen Stadionbesuch hat. Das ist bei anderen Bundesligisten eher nicht so und teilweise mit sehr langen Wartezeiten verbunden ist. Zudem ist es ist es mit einem sehr geringen Aufwand verbunden, an Karten zu kommen. Für die Verpflegung hat bisher immer mein Vater gesorgt. Aus rein technischen Gründen. Sich in einer Menschenmenge zu behaupten ist immer schwer, ob im Stadion oder im Einkaufszentrum. Ich könnte das natürlich auch selbst machen, aber für einen Fußgänger ist es deutlich einfacher.

Du warst ja auch schon in anderen Bundesliga-Stadien. Wie schlägt sich Schalke denn im Vergleich?

Tendenziell kann man sagen, dass die Ausstattung in allen Stadien mehr oder weniger gleich ist. Es kommt natürlich eigentlich auf die Umsetzung an. Ich denke, dass Schalke da definitiv einen hohen Standard erfüllt.

Timon, ich danke Dir für das offene Gespräch. Möchtest Du noch einen Aufruf an die Schalker mit Handicap richten?

Es ist sehr wichtig, sich nicht von der langen Organisation und dem ganzen drumherum abschrecken zu lassen. Allein die Atmosphäre im Stadion entlohnt für alles.

Wenn Du Timon erreichen möchtest, schreib mir bitte eine E-Mail. Ich leite sie dann weiter.

Aufruf: Bitte melde Dich
Wenn Du auch in einer ähnlichen Situation wie Timon bist, dann melde Dich doch einfach bei mir. Ich würde Euch gerne bei der Organisation von gemeinsamen Fahrten zu Heimspielen unterstützen und die entsprechenden Kontakte zum Verein herstellen. Einen Kostenvoranschlag eines Fahrdienstes bzw. Busunternehmens für eine Busfahrt für Rollstuhlfahrer und Fußgänger (Begleitpersonen) habe ich mir bereits eingeholt und würde auch versuchen, dass der Verein uns hierbei soweit wie möglich unterstützt.

Auch falls Du noch nie in der Arena warst und Dir es bislang zu kompliziert war – einfach melden! Zusammen bekommen wir das schon hin!