Intensive zweimal 90 Minuten mit Huub Stevens

Er war Trainer der Eurofighter, er ist Schalkes Jahrhunderttrainer und dem S04 natürlich weiterhin zutiefst verbunden: Kein Wunder, dass das Medienzentrum in der VELTINS-Arena am Donnerstag (23.3.) beim „90-Minuten-Abend“ mit Huub Stevens mehr als bis zum letzten Platz gefüllt war. Besonders freuten sich alle Anwesenden darüber, dass Rudi Assauer es sich nicht nehmen ließ, seinen Eurofighter-Trainer wiederzusehen.

Intensive zweimal 90 Minuten mit Huub Stevens

Gemeinsam mit Moderator Jörg Seveneick und den Überraschungsgästen Hubert Neu, Mathias Schober und Oliver Reck blickten mehr als 150 Schalker auf das bewegte Leben des Niederländers („Ich bin Limburger und Niederländer, kein Holländer!“) zurück.

Zu Beginn des Abends erzählte Stevens von seiner Kindheit als Sohn eines Bergarbeiters mit vier Geschwistern, in der die Mutter zusätzlich in einer Schule geputzt hatte, um ein bisschen Geld zu verdienen. „Wir Jungens sind dann mitgegangen und haben ihr geholfen. Ich wollte nicht Bergmann werden wie mein Vater, und ich wollte besser sein als meine älteren Brüder. Ich wollte immer gewinnen“, gab Stevens schon früh das Motto für sein weiteres Leben preis.

Nach ersten Karriereschritten in Sittard kam Stevens zur PSV Eindhoven, wo er nebenher in einem Autohaus arbeitete, um in der Nähe des normalen Lebens zu bleiben. „Ich habe unglaublich kämpfen müssen, ich war kein so großes Talent, ich war ein mittelmäßiger Spieler – aber einer an den die Gegenspieler sich erinnerten“, bekannte er lachend. Am Ende standen sogar 18 Länderspiele zu Buche. Höhepunkt war ein wichtiges Tor in der EM-Qualifikation, wo Stevens sogar per Fallrückzieher („Mein Rücken tut mir heute noch weh davon“) traf.

Seine Trainerkarriere startet der Limburger als Jugendtrainer vom PSV Eindhoven, Roda Kerkrade war seine erste Station bei einer Profimannschaft, auch wenn die Arbeit dort sich spürbar von den folgenden Stationen unterschied. „Damals war man als Trainer alles: Athletiktrainer, manchmal sogar Masseur – später in meiner Karriere habe ich ja nur mehr koordiniert“, blickte Stevens zurück.

Einen breiten Raum nahm dann selbstverständlich die Zeit der Eurofighter ein. Nach dem Ausscheiden gegen Schalke als Trainer von Kerkrade wurde Jörg Berger in Gelsenkirchen entlassen – und Eddy Achterberg, Stevens‘ Co-Trainer bei Roda, hatte den richtigen Riecher: „Pass auf, die melden sich bei Dir.“ Es folgte in der Tat ein Anruf von Rudi Assauer und ein erstes Treffen. Für Stevens unvergesslich: „Wir haben zusammengesessen und vier oder fünf Stunden miteinander gesprochen. Wir haben über alles geredet: Über Spieler, Systeme und Organisation – aber kein Wort über Geld“.

Wie Stevens tickte, konnte auch Hubert Neu berichten, der als Co-Trainer von Berger nicht mit entlassen wurde und auf ausdrücklichen Wunsch von Rudi Assauer seinen Posten behielt. „Es war auch damals schon ungewöhnlich, dass ein Co-Trainer bleiben durfte. Stevens hat mich ja sogar zu seiner Abschiedsparty nach Kerkrade eingeladen, wo mir alle gesagt haben, dass ich eine tolle Zeit erleben werde“, erinnerte sich Neu.

Mathias Schober war bei der großartigen Reise der Eurofighter die Nummer Zwei hinter Jens Lehmann, doch Stevens habe stets allen Spielern das Gefühl gegeben, Teil der Mannschaft zu sein: ,Ich habe zwar nicht gespielt im UEFA-Cup, aber ich fühle mich absolut als Cupsieger. Die Trainer haben uns das immer vermittelt, dass jeder dazugehört und wichtig ist“, so der heutige Sportliche Leiter für die U9 bis U15 in der Knappenschmiede.

Wie sehr sich Huub Stevens auch um die Verpflichtung neuer Spieler kümmerte, konnte Oliver Reck berichten, der heute Chef-Trainer beim traditionsreichen Regionalligisten Kickers Offenbach ist. Reck: „Ich war eigentlich 1998 schon in San Sebastian und wollte dorthin wechseln. Dann hat mich Rudi Assauer angerufen und wir haben uns getroffen und ich war ganz überrascht, dass Huub dabei war. Dabei haben mich die beiden dermaßen überzeugt, dass ich unbedingt diese Herausforderung suchen wollte. Wir haben eine neue Mannschaft aufgebaut – schade, dass die Krönung 2001 gefehlt hat. Ich stolz, Teil von Schalke 04 zu sein.“

Bei der Erinnerung an die 2001er Mannschaft bekam auch Stevens noch einmal glänzende Augen – besonders sein Traumsturm hatte es ihm dabei angetan. „Ich habe nie davor und nie danach erlebt, dass es bei zwei Spielern so ‚Klick‘ gemacht hat, wie bei Emile Mpenza und Ebbe Sand – das hat sofort gepasst“, so der Trainer der Meister der Herzen.

Ganz zum Schluss der letztlich fast 180 Minuten blickte Stevens noch auf die aktuelle sportliche Situation mit dem anstehenden Viertelfinale in der Europa League voraus – und äußerte einen Wunsch, den wohl jeder der Anwesenden mitgetragen hat: „Ajax ist zu schlagen, aber Ajax ist gefährlich – sie haben eine junge und spielerisch starke Mannschaft. Ich hoffe sehr, dass Schalke 20 Jahre, nachdem wir es geschafft haben, am 24. Mai wieder im Endspiel stehen wird!“

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