1. FC Köln: Markenverstimmung

Vom Europapokal-Platz in den Abgrund. Radikaler als beim 1. FC Köln kann der Riss des Erfolgs kaum ausfallen. Aus Kontinuität ist Krise geworden. Der Kölner an sich versteht sich als Marke: Karneval, Kölsch, Klüngel und über allem der Dom und der Effzeh sowieso. Man kennt das.

Welche Marke die Frohnaturen der ortansässigen Profifußballvertretung Nummer eins jedoch in der laufenden Saison aufgebaut haben, das hat mit Gütezeichen nichts zu tun: Erst vier Tore haben die Geißböcke in der Bundesliga zu verbuchen – ungefährlicher war kein Club in der Historie des deutschen Oberhauses. In der vergangenen Saison war Köln Kontinuität, nach 25-jähriger internationaler Abstinenz – den UI-Cup mal ausgeklammert – stand endlich wieder die Teilnahme an der Europa League fest. Doch selbst, wenn nach dem überraschenden 1:0-Sieg gegen den FC Arsenal wieder die Zwischenrunde winkt: In der Bundesliga ist Köln Krise.

Deren Analyse ist vielschichtig: Der Rekordeinnahme von kolportierten 35 Millionen Euro am Ende des Transfertheaters um Anthony Modeste steht der teuerste Transfer der Vereinsgeschichte gegenüber: Angeblich sollen 17 Millionen Euro auf die Geschäftskonten des 1. FSV Mainz 05 geflossen sein, damit Jhon Cordoba die stete Versorgung des kölschen Kontos mit Toren garantiert. Nur: Mit derlei Einzahlungen hat sich der Kolumbianer bislang eher kniepig denn als Knipser gezeigt. Was sowohl an einer achtwöchigen Zwangspause liegt, als auch daran, dass der FC bislang offensiv recht ideenlos wirkt.

Aber auch viel Pech hat: mit Verletzungen und dem Videobeweis. So ist die Hinrunde für Dominique Heintz, Dominic Maroh, Joao Queiros, Simon Zoller und den jüngst erst genesenen Cordoba bereits beendet. Dreimal begleitete das (Nicht-)Eingreifen des Video-Assistenten den FC auf die Verliererstraße.

Zudem verfehlte der rätselhafte Rücktritt von Manager Jörg Schmadtke im Oktober die erhoffte Wirkung. Beharrlich widerstrebt es den Kölnern, dem üblichen Marktmechanismus entsprechend die Trendwende mit dem Tausch des Chef-Trainers Peter Stöger, immerhin seit 2013 im Amt, einleiten zu wollen. Doch die Debatte ist längst im Gange, als mit dem 0:2 daheim gegen Hertha BSC der nächste Tiefschlag sein Ziel erreicht.

Ja, der 1. FC Köln ist, wie sein Vereinsslogan sagt, „Spürbar anders“. Aber nein, zurzeit möchte niemand im Geißbock-Trikot stecken. Was wohl Tünnes und Schäl sagen würden?

Seite teilen