Mit Selbstkritik den Stein zur Seite schieben

14 Samstagnachmittage seit Mitte Mai standen für die königsblauen Anhänger im Zeichen der Ruhe und Entspannung. Der erste Bundesliga-Spieltag gestaltete sich für sie dafür umso nervenaufreibender. Die Partie beim VfL Wolfsburg lieferte eine Menge Diskussionsstoff – allerdings keine Punkte für den S04.

Guido Burgstaller

Beinahe wäre Ralf Fährmann aus Schalker Sicht zum Mann des Spiels geworden, als er in der vierten von sechs Minuten Nachspielzeit bei einem Wolfsburger Konter glänzend gegen Yannick Gerhardt parierte. Allerdings konnte der Schlussmann das Unheil dadurch nur aufschieben, nicht verhindern. Sekunden später nutzte Daniel Ginczek den Abpraller zum 2:1-Siegtreffer für die Wölfe. „Wir sind natürlich enttäuscht, weil wir uns den Auftakt anders vorgestellt hatten“, so Christian Heidel, der selbstkritisch anmerkte: „Wir waren auf dem Weg, das Spiel zu drehen. Dann müssen wir wenigstens den Punkt mitnehmen.“

Fehlersuche im eigenen Spiel

Derselben Ansicht war Guido Burgstaller. „Es spricht für uns, dass wir unbedingt gewinnen wollen. Aber in dieser Situation war das nicht so klug, denn jetzt stehen wir mit leeren Händen da“, war für den Angreifer die Herangehensweise seines Teams in den letzten Minuten ein wenig zu offensiv. Denn: „Wolfsburg hat viel Qualität. Da hätte man auch mal mit einem Punkt leben können.“

Der entscheidende Gegentreffer kurz vor Schluss war allerdings längst nicht die einzig aufregende Szene der Partie. Nach Intervention des Video-Assistenten zeigte Schiedsrichter Patrick Ittrich Matija Nastasic in der 65. Minute für ein Foul an Wout Weghorst die Rote Karte, zuvor hatte er das Einsteigen des Serben als gelbwürdig eingestuft. Keine 120 Sekunden später dasselbe Spiel, allerdings mit umgekehrter Kartenfolge: So nahm Ittrich den Platzverweis für Weghorst, der eine (vermeintliche) Tätlichkeit an Burgstaller begangen hatte, zurück und beließ es beim Gelben Karton. Auch wenn beide Eingriffe des Video-Assistenten diskussionswürdig waren, „suchen wir die Schuld für die Niederlage nicht beim Schiedsrichter“, betonte Domenico Tedesco, „das müssen wir akzeptieren. Wir alle machen Fehler.“

Gute Moral wird belohnt – aber nur kurz

Am Samstag passierten diese den Knappen vor allem in der ersten Halbzeit – nicht nur beim Kopfballgegentreffer durch John Anthony Brooks nach einer guten halben Stunde. „In den ersten 15 Minuten haben wir gut gespielt, danach aber ein wenig den Faden verloren. Wir haben uns im Spielaufbau viele Fehlpässe geleistet, was man von uns gar nicht gewohnt ist“, analysierte Heidel den ersten Durchgang. „Die erste Hälfte war nicht gut“, stimmte Tedesco dem Sportvorstand zu, „die zweite war dafür umso besser. Wir hatten in Unterzahl viele Ballgewinne. Die Jungs sind marschiert und haben an den Ausgleich geglaubt.“

Die Niederlage ist ein Stein, den wir nun zur Seite schieben müssen.

Weston McKennie

Dieser fiel fünf Minuten vor dem Ende der regulären Spielzeit. Nabil Bentaleb zeigte sich vom Elfmeterpunkt wiederholt nervenstark und belohnte die königsblaue Moral. Entsprechend niedergeschlagen waren die Protagonisten kurz nach dem Abpfiff. „Es ist eine große Enttäuschung. Ich finde, wir hätten heute mehr verdient gehabt“, sagte Weston McKennie, der den Kopf jedoch sogleich wiederaufrichtete: „Der Trainer sagt, für jedes Hindernis, das uns in die Quere kommt, finden wir einen Weg, es zu umgehen. So ist es auch mit dieser Niederlage. Sie ist ein Stein, den wir nun zur Seite schieben müssen. Wir werden das Spiel analysieren und dann mit klarem Kopf in die nächste Partie gegen Hertha BSC gehen.“